Die Sprache, und ihre Entgleisungen

Beitragvon ketzer » 6. Mär 2010, 10:15

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Beitragvon Turp » 6. Mär 2010, 12:55

tahira hat geschrieben: Edit: das ist natürlich der richtige Satzbau; das Beispiel hätte lauten müssen: "Ich gehe nach Hause, weil ich bin müde." ;)

Du bist wohl oft müde, weil Du sprichst von nix anderem. :lol:

Ja nee, is klar. Ist schon eindeutig Anglogrammatik.

Die Sprache formt immer auch das Bewußtsein, weil es das Medium ist, in dem wir die Welt denken.
Interessant finde ich abseits der Anglizismen auch den übermäßigen Gebrauch von Haben-Konstruktionen.
z.B. Geht man heute nicht mehr trainieren, sondern man hat Training. Man ist nicht verabredet. Man hat eine Verabredung.
(siehe auch Erich Fromm "Sein oder haben")

"Haste was, dann bist was." ist ja eine etablierte Denkweise.
Was macht das übertragen auf die Anglizismen mit unserem Bewußtsein?
Verstehen wir die Welt heute vielleicht eher als Gesamtheit?
Denken wir einfach internationaler?
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Beitragvon Maila Nurmi » 6. Mär 2010, 13:43

Naja... unser Bewußtsein ist auch erheblich... sagen wir... globalisierter als noch vor 20 Jahren. Da ist es ja nachvollziehbar, daß Anglizismen auf dem Vormarsch sind (Chinesisch ist einfach zu kompliziert... genauergesagt Mandarin. Das sprechen mehr Menschen als alle engisch- und spanischsprachigen Leute zusammen, hab ich mir sagen lassen), denn Englisch ist und bleibt die Internetsprache Nr.1.
Wenn es früher noch "cool" klingen sollte, übern großen Teich zu schielen und gerade in der Werbung nachzuäffen, was die Amis da so fabrizieren, ist es heute wohl der vielzitierte "Zeitgeist" (HA! Und hier haben wir ein originär deutsches Wort, daß in den englischen Sprachgebrauch übergegangen ist, wie Kindergarten & Co.), der uns glauben machen will, ohne Englisch seien wir fast schon anachronistisch.

Ich für meinen Teil liebe es, anachronistisch zu sein, auch wenn es altertümelnd klingt, fast schon ausgestorbene Wörter zu benutzen. Ich hasse den wissenschaflichen Sprachstil, der in Akademikerkreisen so beliebt ist. ich habe ja schonmal erwähnt, daß doch gerade die Germanisten sich des deutschen Wortschatzes bedienen sollten... wenn ich sowas wie "Mimesis" oder "generative Transformationsgrammatik" oder dergleichen lese, würgt es mich.

Pah, bin ich halt "retro", trage ich eben Sachen, die "vintage" sind, Pah! Es ist unglaublich, wie z.B. bei Ebay das Wort "vintage" überstrapaziert wird... und "used-look" Klar, klingt besser als abgetragen, schäbig, schmuddelig und "wie vom Flohmarkt".

Ich könnte mich noch seitenweise darüber auslassen.
Lassen wirs jetzt aber mal gut sein. Mein erklärtes Feinbild ist und bleibt allerdings die Rechtschreibreform. Anglizismen hin oder her... mag es eine natürliche Entwicklung sein, daß das Englische so gerne verwendet wird (vielleicht, weil es eine so einfach Sprache mit einfacher Grammatik ist... schnell erlernbar. Wenn ich da an Mandarin denke... *kicher*) - die Rechtschreibreform ist es nicht. Und ich werde nicht müde, dagegen zu poltern. Sie nervt noch mehr als der Euro. Es ist wirklich schlimm, wenn alltägliches Gebrauchsgut wie Sprache oder Geld einfach von oben plötzlich reformiert wird. Und man kann nichts machen.

Ich bin für Sprachanarchie, neuen Dadaismus! Das ist genauso sinnfrei, aber dabei kreativer... :D

Akronyme... sind sie nicht ein wenig der Dadaismus des 21. Jahrhunderts???
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Beitragvon Niggels » 6. Mär 2010, 14:44

Maila Nurmi hat geschrieben: Chinesisch ist einfach zu kompliziert... genauergesagt Mandarin. Das sprechen mehr Menschen als alle engisch- und spanischsprachigen Leute zusammen, hab ich mir sagen lassen)

Das ist korrekt. Aber wie du höchstwahrscheinlich auch weißt, sind die ganzen Chinesisch-(Mandarin-)Sprecher Muttersprachler, es gibt kaum Leute die Chinesisch als Fremdsprache erlernt haben. Der Erfolg des Englischen liegt ja gerade darin, dass diese Sprache von sehr vielen Leuten als Zweit- oder Drittsprache gesprochen wird.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich in unsere Muttersprache sehr viele Anglizismen, aber keine chinesische Worte eingeschlichen haben! :)
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Beitragvon Maila Nurmi » 6. Mär 2010, 14:52

Haha... Du würdest staunen, wie viele Sinologen es in Münster gibt... (die ihr Studium nicht abschließen... öhm... ähm...) :lol:
Naja. Bei Mandarin muß man halt echt wissen, was man tut, wenn man es erlernen möchte... ^_^
(Ich bin ja bereits an Finnisch gescheitert. Aber da gibt es wenigstens nicht auch noch eine andere Schrift...)
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Beitragvon Niggels » 6. Mär 2010, 14:55

Maila Nurmi hat geschrieben: Haha... Du würdest staunen, wie viele Sinologen es in Münster gibt... (die ihr Studium nicht abschließen... öhm... ähm...) :lol:

Ach? Und die fallen global ins Gewicht?? :P

Yours,
Du würdest staunen wieviele Münsteraner Englisch in der Schule hatten!
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Beitragvon Maila Nurmi » 6. Mär 2010, 15:04

Klar, die fallen total global ins Gewicht. :P

Jetzt aber mal wieder ernst: Ich schrob ja "Muttersprachler", zumindest meinte ich das so. Und ich finde es noch immer interssant, daß Mandarin die Weltsprache Nr. 1 ist, was die Muttersprach angeht. Als Europäer kommt einem das wirklich fremdartig vor, obwohl es nicht viel weiter entfernt liegt als Amerika. Naja, sagen wir die Westküste. Und die USA sind ja jetzt nicht gerade klein...

ANDERERSEITS: Es gibt ja auch eine Orientierung nach Osten... Tai Chi... Feng Shui... TCM... (ich habe jetzt nicht auf dem Schrim, was alles chinesisch ist und was japanisch oder wasauchimmer)... und... es gibt ja mehr chinesische Restaurants und Imbisse in Münster als McDoof oder Burgerking.

Man fühlt sich dem Westen näher als dem Osten. Obwohl wir ja immer wieder gern auf die Amis schimpfen...

*grübel*
Ich habe jetzt leider keine Zeit, diese Gedankengänge zuendezubringen, Tochter ist aus dem Mittagsschlaf aufgewacht. :wub:
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Beitragvon Turp » 6. Mär 2010, 16:14

Die Amis haben uns als Besatzungsmacht ja auch lange ins Hirn scheissen können.
Das prägt eine Nation nunmal.

Interessant ist ja immer, dass man einzelne Ausdrücke fremder Sprachen am leichtesten in Restaurants lernt. Jeder kann doch ein paar Worte Italienisch, Türkisch, Griechisch, Chinesisch, Dänisch, Spanisch usw.
Die meisten dieser Worte machen dick oder besoffen. :D

Finisch ist eine interessante Sprache. Hab da mal gearbeitet.
Zum einen haben die 2 Buchstaben weniger als wir und zum anderen wird alles so gesprochen, wie es geschrieben wird. Einzige Ausnahme ist das h vor einem Konsonanten, das ch gesprochen wird.
Die Worte sind nur so krass lang und man kämpft sich beim lesen da durch, wie ein Erstklässler.

Zu der Orientierung gen Osten...
Ist auch nur ne Mode, oder?
Ich meine mal gehört zu haben, dass es Feng Shui dort gar nicht gibt.
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Beitragvon Niggels » 6. Mär 2010, 16:30

Turp hat geschrieben: Die Amis haben uns als Besatzungsmacht ja auch lange ins Hirn scheissen können.

Ich als Westfale sage da: Die Briten!!! ;)
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Beitragvon Maila Nurmi » 6. Mär 2010, 23:17

Turp hat geschrieben: Die Worte sind nur so krass lang und man kämpft sich beim lesen da durch, wie ein Erstklässler.

Besonders die Zahlwörter für größere Zahlen. Im umgangssprachlichen Finnisch ist das alles sehr abgekürzt und für mich - vollkommen unverständlich. :lol:

Bin sicher, daß es das Wort "Feng Shui" in China ebensowenig gibt wie in England ein "Handy". :D

@Niggels: Ich als Exilpfälzer im 17. Jahr in Westfalen kann außerdem dennoch sagen: Die Franzosen und die Amis. :unsure:
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Beitragvon Turp » 7. Mär 2010, 14:23

Maila Nurmi hat geschrieben: Im umgangssprachlichen Finnisch ist das alles sehr abgekürzt und für mich - vollkommen unverständlich. :lol:

Also als Ruhrgebietler kommt man da eigentlich schnell rein.
Warum sollte man "Hyvää Iltää" aussprechen, wenn auch ein genuscheltes "Ilt" verstanden und akzeptiert wird? Wir sagen ja auch "Tach" statt "Guten Tag".
Die Finnen isnd eben auch Aufwandökonomen. :D
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