Ich nochmal, ich muß noch einen Nachtrag zu eben loswerden. Ich hab die ganze Zeit darüber nachgedacht, warum ich - ich gebs offen zu, und alles andere wär gelogen - auch schwer betroffen war von den Ereignissen von 9/11. Und ich halte mich bestimmt nicht für einen Heuchler, genauso wenig wie ich glaube, daß alle, die sich betroffen gezeigt haben, automatisch Heuchler sind. Und mir ist dazu folgendes eingefallen:
Bilder haben eine große psychologische Wirkung auf Menschen. Wenn die Kameras so direkt draufgehalten werden auf menschliches Leid, dann verursacht das einfach eine viel größere Betroffenheit als all die abstrakten, alltäglichen Meldungen und Hiobsbotschaften von verhungernden Kindern, gefolterten Chinesen, Toten bei Amokläufen und Autounfällen etc. Und die Zahlen, die dabei genannt werden, sind viel zu hoch, als daß man sich auch nur im entferntesten etwas darunter vorstellen könnte. Was macht das denn für einen Unterschied: 2.500 Menschenleben oder 100.000? Rechnerisch, klar, 97.500. Aber in unseren Köpfen?
Warum können wir oft "nicht hinsehen"? Obwohl wir theoretisch
wissen, was wir sehen würden, wenn wir es doch täten? Weil Bilder einen vielfach höheren Impact haben. Wir sind visuelle Wesen, und wir können uns nicht von unserer Psychologie lossagen.
Wenn ich die Bilder vom 11. September sehe, die verzweifelten, verletzten, fassunglosen Menschen, dann ist der Gedanke "Was, wenn es mich getroffen hätte? Oder schlimmer noch, meine Eltern oder meine Schwester?" viel lebendiger und naheliegender als wenn ich die Zahl der jährlich in der 3. Welt verhungernden Kinder genannt kriege.
Wir sind psychologisch so gestrickt, daß
nahes relevant ist und
fernes (zeitlich, räumlich oder situativ) uns nicht tangiert. Mit Heuchelei hat das nicht viel zu tun; das ist vielmehr eine evolutionsbiologische Überlebensstrategie. Wenn wir um jeden Toten so trauern müßten wie um unsere eigenen verstorbenen Angehörigen, bliebe weder Zeit für Nahrungsaufnahme, noch für Vermehrung, Schlaf oder Atmung...
Was meint Ihr denn, was hier los wäre, wenn (Zitat caret
) "Qualität und Quantität der Berichterstattung" bezüglich der Menschenrechtsverletzungen in China genauso hoch wären wie die zum Thema 9/11?
Das mußte ich noch schnell loswerden; jetzt aber nix wie huschhusch wieder ab an die Arbeit!
<span style='font-family:Arial'><span style='font-size:10pt;line-height:100%'><span style='color:yellow'>Ein kleines Nickerchen am Steuer schützt vorm Älterwerden...!</span></span></span><br><br><span style='font-family:Arial'><span style='font-size:10pt;line-height:100%'><span style='color:red'>Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht.</span></span></span><br><br><span style='font-family:Arial'><span style='font-size:7pt;line-height:100%'>"I refuse to prove that I exist," says God, "for proof denies faith, and without faith I am nothing." <br>"But," says Man, "the Babel fish is a dead giveaway isn't it? It could not have evolved by chance. It proves that you exist, and so therefore, by your own arguments, you don't. Q.E.D."<br><br>"Oh dear," says God, "I hadn't thought of that," and promptly vanishes in a puff of logic.<br><br>"Oh, that was easy," says Man, and for an encore goes on to prove that black is white and white is black and gets himself killed on the next zebra crossing.<br>(D. Adams)<br></span></span>