Nun ist die Erfindung wissenschaftlicher Methoden und der
Naturwissenschaften, da sind wir uns sicher alle einig, die
durchschlagendste intellektuelle Idee, die es gibt, die
wichtigste Grundlage für das Denken und Untersuchen und
Verstehen und Bezweifeln der Welt um uns herum, und sie
beruht auf der Prämisse, daß jede Idee existiert, um
angegriffen zu werden, und wenn sie dem Angriff standhält,
dann besteht sie fort, um erneut angegriffen zu werden, und
wenn sie dem Angriff nicht mehr standhält, verschwindet sie.
Offenbar funktioniert Religion nicht so; in ihrem Kern gibt es
gewisse Ideen, die wir heilig oder göttlich oder wie auch
immer nennen. An diese Vorstellung haben wir uns so
gewöhnt, ob wir sie nun gutheißen oder nicht, daß es einem
irgendwie seltsam vorkommt, darüber nachzudenken, was sie
eigentlich bedeutet, weil sie im Grunde folgendes besagt: »Wir
haben hier eine Idee oder Vorstellung, über die man nichts
Abträgliches äußern darf; das darf man einfach nicht. Warum
nicht? Darum!« Wenn jemand eine Partei wählt, mit der man
nicht einverstanden ist, darf man so viel darüber streiten, wie
man will; jeder wird ein Argument für oder wider haben, aber
keiner ist deswegen gekränkt. Wenn jemand meint, die
Steuern sollten erhöht oder gesenkt werden, dann steht es
einem frei, sich darüber zu streiten; wenn aber andererseits
jemand sagt: »Ich darf am Samstag kein Licht anknipsen«,
dann sagt man: »Gut, ich respektiere das.« Noch während ich
das sage, denke ich komischerweise: »Ob es hier wohl einen
orthodoxen Juden gibt, der sich verletzt fühlt, weil ich das
gerade gesagt habe?« Aber ich hätte nicht gedacht: »Vielleicht
gibt’s hier einen Linken oder einen Rechten oder jemanden,
der diese oder jene wirtschaftliche Meinung vertritt«, als ich
vorhin über andere Fragen sprach. Da denke ich bloß: »Na
schön, wir sind unterschiedener Meinung.« Aber sobald ich
etwas sage, was sich auf die (ich lehne mich jetzt mal aus dem
Fenster und sage: irrationalen) Überzeugungen anderer Leute
bezieht, werden wir alle schrecklich fürsorglich und
schrecklich beschützend und sagen: »Nein, das greifen wir
nicht an; es ist zwar eine irrationale Überzeugung, aber nein,
wir respektieren sie.«
Das erinnert ein wenig – denkt man an die Evolution der
Tiere zurück – an ein Tier, das um sich herum einen
gewaltigen Schutzpanzer gebildet hat, wie beispielsweise die
Schildkröte: Das ist eine großartige Überlebensstrategie, weil
nichts hindurchgeht; oder vielleicht an einen giftigen Fisch,
dem sich nichts nähert und der gut gedeiht, weil er sich alle
Angriffe vom Leibe hält. Wenn wir im Falle von Ideen
denken: »Diese Idee ist durch ihre Heiligkeit oder Göttlichkeit
geschützt«, was bedeutet das dann? Warum sollte es ganz
legitim sein, die Labour Party oder die Konservativen, die
Republikaner oder die Demokraten, dieses Wirtschaftsmodell,
aber nicht jenes zu unterstützen, Macintosh anstelle von
Windows, aber man darf keine Meinung darüber haben, wie
das Universum entstanden ist und wer es erschaffen hat, weil
das heilig ist? Was heißt das denn? Warum schotten wir das
ab, wenn nicht aus dem einfachen Grund, daß wir es so
gewohnt sind? Es gibt überhaupt keinen anderen Grund, es hat
sich einfach so eingebürgert; und hat sich so etwas einmal im
allgemeinen Bewußtsein verankert, hat es ein gewaltiges
Beharrungsvermögen. Wir sind es also gewöhnt, religiöse
Ideen nicht anzugreifen, aber es ist sehr interessant, was für
einen Aufstand Richard Dawkins entfacht, wenn er es doch
tut! Alle werden furchtbar aufgeregt, weil man so etwas nicht
sagen darf. Rational betrachtet, gibt es aber keinen Grund,
warum diese Dinge nicht genauso offen diskutiert werden
sollten wie alle anderen, es sei denn, wir hätten irgendwie
untereinander vereinbart, es nicht zu tun.
Als Reaktion auf die umstrittenen Zeichnungen plant die große iranische Zeitung «Hamschahri» nun einen «internationalen Karikaturen-Wettbewerb zum Holocaust». Das geistliche Oberhaupt des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, warf dem Westen vor, er messe mit zweierlei Maß.
Samael hat geschrieben: Was mir mehr Sorgen macht, sind einige Kommentare zu diesem Artikel...
<a href='http://www.freenet.de/freenet/nachrichten/topnews_1461b70f609f057a23f5ff1ec8acd450.html' target='_blank'>http://www.freenet.de/freenet/nachrichten/...1ec8acd450.html</a>
Niggels hat geschrieben: Die Veröffentlichung der Karikatur war einfach nur dämlich und instinktlos. Punktum. Dass gerade die Moslems empfindlich bei der Verletzung religiöser Gefühle reagieren sollte auch der hinterletzte Provinzredakteur wissen. Und die Darstellung vom Propheten Mohammed, dazu noch eine verunglimpfende(!), ist eine der höchsten Beleidigungen in der muslimischen Religion. Gotteslästerung par excellence.
Dass die muslimische Welt sich darüber aufregt - geschenkt! Das ist deren gutes Recht!
Diese Gotteslästerung herunter zu spielen ist wenig produktiv - eher das Gegenteil.
Johnny hat geschrieben: Ich finde die sollte einfach mal ein paar karekaturen von jesus bringen und das thema einfach bei seite schieben, aber wenn die das jetzt zu eine internationalen Sache ausweiten und jeder Staat anfängt seinen Semf dazuzugeben ist doch klar das die Lage aufheizt, Menschen sind dümmer als Toast. wenigstens hat Toast einen Sinn..
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