Energiepolitik und alternative Energiegewinnung

Beitragvon lux et tenebrae » 11. Sep 2005, 20:34

:lol:
Da sind sie wieder, die alten Schlagworte: Die Industrie hält Entwicklungen zurück, alternative Energien und das gute alte Kyoto Protkoll.
Tja, leider ist nichts auf der Welt so schön einfach wie diese Weisheiten. :unsure:
Schauen wir uns das mal im Detail an:
Nehmen wir mal an, ich bin der Automobilkonzern X. Ich entwickele für Y Mrd. Euro ein umweltfreundliches Brennstoffzellen-Auto zur Serienreife. Im Gegensatz zu allen anderen Versuchen der Konkurrenz kann ich das Fahrzeug jetzt zu einem marktüblichen Preis verkaufen. Was tue ich? a) ich sehe zu, daß ich das Ding auf den Markt bringe. Damit kann ich mir den Ruf geben umweltfreundliche Autos zu bauen. Außerdem bin ich meinen Konkurrenten voraus und kann erst mal für diese Sparte eine Monopolstellung ausnutzen, bis die anderen so weit sind.
b ) ich warte bis meine Konkurrenten ein ähnliches Produkt entwickelt haben, damit ich in der zwischenzeit meine alten Modelle auf einem unkämpften Markt weiter zu Ramschpreisen verschleuderrn kann. :hae2:
Übrigens: Der weltgrößte Hersteller von Photovoltaikzellen für Sonnenkraftwerke ist eine Tochterfirma von Shell. :wacko: So viel zum Thema: die wollen nur ihre alten Sachen verkaufen und bezahlen dafür, daß keine neuen Standards kommen. ;)

Alternative Energien. Nun ja, man kann sich über Kosten/Nutzen Relationen in diesem Bereich streiten, denn wie hoch soll man den Nutzen ansetzen?
Nun gut.
Bei Windenergie mag ich sogar noch zustimmen, würde da nicht ein Wildwuchs stattfinden. Leider werden solche Parks nämlich nicht nach Effektivität aufgestellt, sondern nach Subvention. Soll heißen: Die Teile werden aufgestellt, wo gar nicht genug Wind ist, als daß die Propeller irgendeine Wirkung hätten als die Gegend zu verschandeln.
Bei Photovoltaik wird zwar behauptet, die Dinger hätten einen Wirkungsgrad von 25%, aber wenn man die Hersteller fragt, wieviel davon in der Praxis übrigbleibt, werden sie kleinlaut oder erzählen einem glatte Lügen. Zumal die Dinger eine begrenzte Haltbarkeit haben. Rein physikalisch kriegt man in diesen Breitengraden nur die Herstellungsenergie knapp wieder raus. :(
Anders sind photo-thermale Anlagen, die per Sonnenenergie Heizungs- und Brauchwasser vorwärmen. Diese haben 60% Wirkungsgrad. Und sparen eine Menge Heizöl, sofern man denn bereit ist, die Investition zu tragen. :)

Bleibt noch das Kyoto-Protokoll. Ein politisches Papier, ein Papier, das so entworfen wurde, weil es so am wenigsten Widerstand gab. Die Bedingungen wurden angepaßt, um möglichst alle Länder unterschreiben zu lassen. So kann China quasi ungebremst weiter die Luft verpesten, ebenso Rußland und einige andere Länder. Die USA haben nicht unterschrieben, weil ihre Wissenschaftler ausgerechnet haben, daß das vor allem eins erreichen würde: eine verdammt lange Kostenrechnung. Dann kam noch hinzu, daß einige Wissenschaftler die Kyoto-Werte in ihre Klimamodelle eingesetzt haben. Es kamen Temperatursteigerungen von 0,93 bis 4,93 Grad (welch eine Bandbreite) gegenüber 1 - 5 Grade ohne Kyoto raus. Zu peinlich. Also möglichst nicht darüber reden. Außer in den USA. :rolleyes:
Nun gut, man sollte etwas tun. Aber man sollte sich schon überlegen, ob etwas, was viel Geld kostet auch in diesem Maße der Umwelt nutzt. Ansonten kann man das Geld besser anderweitig verwenden.
Klar gibt es in den USA umweltpolitische Mißstände, aber auch dort setzt (trotz G.W.B.) ein Umdenken ein (laaangsam). Vielleicht fangen sie ja demnächst an, ihre Klimaanlagen nicht auf 18° C, sondern auf 21°C zu stellen. Und im Winter nicht mit Klimaanlagen, sondern mit Heizung zu heizen. Damit ist schon viel gewonnen. ;)
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Beitragvon Niggels » 11. Sep 2005, 20:44

Hey, vielen Dank für die Details! Waren (für mich) so 1-2 neue Erkenntnisse dabei. :D
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Beitragvon Alita » 12. Sep 2005, 10:12

lux et tenebrae hat geschrieben:Leider werden solche Parks nämlich nicht nach Effektivität aufgestellt, sondern nach Subvention. Soll heißen: Die Teile werden aufgestellt, wo gar nicht genug Wind ist, als daß die Propeller irgendeine Wirkung hätten als die Gegend zu verschandeln.
Bei Photovoltaik wird zwar behauptet, die Dinger hätten einen Wirkungsgrad von 25%, aber wenn man die Hersteller fragt, wieviel davon in der Praxis übrigbleibt, werden sie kleinlaut oder erzählen einem glatte Lügen. Zumal die Dinger eine begrenzte Haltbarkeit haben. Rein physikalisch kriegt man in diesen Breitengraden nur die Herstellungsenergie knapp wieder raus. :(
Anders sind photo-thermale Anlagen, die per Sonnenenergie Heizungs- und Brauchwasser vorwärmen. Diese haben 60% Wirkungsgrad. Und sparen eine Menge Heizöl, sofern man denn bereit ist, die Investition zu tragen. :)

Wie gestern bei Sabine Christiansen von Herrn Fischer zu hören war werden Windparks nach den gewonnenen kw/h subventioniert. Stehen die Dinger also irgendwo rum, wo weniger Wind ist pumpt der Staat logischerweise weniger Geld rein. Ob die Teile nun die Landschaft verschandeln, darüber kann man streiten. Ich freu mich immer, wenn ich welche sehe. Off-Shore würde ich sie allerdings auch begrüßen.

Zur Solarenergie fasse ich mal kurz nen Artikel zusammen, den ich kürzlich gelesen hab':
"Strom vom Himmel - Effektive Technik und private Investoren stehen bereit: Löst Solarenergie die Versorgungsprobleme der Zukunft?"

* Im Jahr 2005 wird mit einem Marktwachstum der Solarbranche von 20 % gerechnet.
* Deutschland ist (neben Japan) weltweit führend im Bereich Solartechnologie.
* Durch das jährliche Sinken der Subventionen für Solarstrom werden Produzenten gezwungen ständig effizienter und preiswerter zu produzieren.
* Zum Vergleich: Auch Atomstrom wurde seinerzeit über staatliche Subventionen erst wettbewerbsfähig gemacht.
* Jüngste Studien (vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt) belegen, dass erneuerbare Energien um 2020 genauso wirtschaftlich sein werden wie Kohle, Gas oder Öl.
* Theoretisch ließe sich der gesamte Stromverbrauch Deutschlands decken, wenn 1% der horizontalen Fläche des Landes mit Solarzellen bestückt wäre (So Werner Zittel vom Münchner Global Challenges Network).
* Von Shell, übers Umweltministeriums bis zu Greenpeace wird davon ausgegangen, dass die erneuerbaren Energien im Jahr 2050 die Hälfte des Bedarfs decken könnten.
* Privatinvestitionen in Solaranlagen amortisieren sich innerhalb von 5-10 Jahren, Tendenz fallend.
* Nach einer Mindestlebensdauer von 20 Jahren liefern sie lange noch immer 70-80% ihrer möglichen Leistung, CO² frei und für lau.
* Durch neue Möglichkeiten (faltbare oder knautschbare Solarzellen für Kleidung o.Ä., durchsichtige Solarzellen für Fenster) werden die Bereiche für den Einsatz immer größer.
* Brennstoffzellen und Intensivspeicher können in Zukunft in der Lage sein, über Solarenergie gewonnenen Strom zum späteren Verbrauch bereit zu halten.



Soweit erstmal die wichtigsten Punkte aus dem Artikel (Quelle: das "mobil" Heft der Deutschen Bahn 09/2005, Autor Thomas Worm, zugegebenermaßen keine Fachzeitschrift). Ein Link zu weiteren Infos oder Belegen ist leider auch nicht angegeben. Denek trotzdem, das Ganze ist nicht aus der Luft gegriffen.
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Beitragvon lux et tenebrae » 12. Sep 2005, 12:23

Zur Windenergie: Jede Windanlage hat aber einen garantierten Abnahmepreis von 17 c pro kWh (glaube ich). Verkaufen läßt sich der Strom im Moment für 7 oder 8 c pro kWh. Somit bedeutet das für den Stromlieferanten, der den Windstrom abnehmen muß einen Verlust, den er an alle Verbraucher weitergibt. Es gibt also nicht nur staatliche Subventionen (die in der Tat kWh abhängig sind), sondern auch indirekte durch die Stromverbraucher.

Das Problem bei Solarzellen ist weniger der Preis, als die fehlende Effektivität. Leider wird bei den Energiebilanzen nie die Herstellungsenergie eingerechnet. Zwar würde 1% der Fläche Deutschlands ausreichen, um den Stromverbrauch zu decken, aber leider muß man die Dinger ja erstmal herstellen.
Das mit den 70 % nach 20 Jahren sind ebenso Laborwerte wie die 25% Wirkungsgrad. In der Realität haben wir Staubniederschlag, Kratzer an der Oberfläche etc.
Obwohl die Dinger immer besser werden. Aber jede Umwandlung in Strom ist stark verlustbehaftet.
Und 1% der horizontalen Fläche ist mal eben so die Fläche des gesamten Saarlandes. :unsure:

Es wird sich in Zukunft sicher noch viel tun auf dem Gebiet (hoffentlich). Aber Energie zu gewinnen bedeutet immer eine gewisse Verschmutzung der Umwelt. (Hat sich mal jemand überlegt, wie man das Silizium aus Quarzsanden gewinnt?)
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Beitragvon larkus » 12. Sep 2005, 12:41

Ich bin dafür wieder in die Steinzeit zurück zu gehen! Dann kriegen wir nix mehr von den bösen Amis mit, weil keine Medien und Energieprobleme lösen wir auf Feuersteinart! :wiki:
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Beitragvon ketzer » 12. Sep 2005, 12:43

Hab dem Thema mal einen neuen, weil passenderen, Namen gegeben.
Ich weiß, guter Geschmack macht sehr einsam.
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Beitragvon lux et tenebrae » 12. Sep 2005, 13:37

Nun ja, wir sind irgendwie etwas OT geraten. :niko:
Aber wenn sich die user nicht ans Thema halten, muß sich halt das Thema an die user halten... :lol:
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Beitragvon ketzer » 12. Sep 2005, 13:47

eben
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Beitragvon Alita » 13. Sep 2005, 10:01

lux et tenebrae hat geschrieben: Und 1% der horizontalen Fläche ist mal eben so die Fläche des gesamten Saarlandes. :unsure:

Da vergisst Du aber, dass man nicht ausschließlich horizontale Flächen nutzen kann sondern eben auch senkrechte (und ja nun auch gekrümmte) und dass die horizontalen Flächen auch Dächer und dergleichen sein können.
Es muß ja nicht 1% der Fläche ausschließlich damit zugebaut werden. Ich denke man könnte 1% auch erreichen ohne riesige "Sonnenparks".
Die Effizienz wird immer besser (bei solarthermischen Kraftwerken über 37%, die lohnen aber wirklich nur in Gebieten mit mehr Sonnenschein als wir hier haben) und ich denke, dass man da auf dem richtigen Weg ist.
Ich für meinen Teil bin gerne bereit, etwas mehr Geld für meinen Strom zu bezahlen, wenn ich damit regenerative Energiegewinnung unterstütze.
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Beitragvon Semiramis » 13. Sep 2005, 10:29

Alita hat geschrieben: ch für meinen Teil bin gerne bereit, etwas mehr Geld für meinen Strom zu bezahlen, wenn ich damit regenerative Energiegewinnung unterstütze.

Und im Laufe der Jahre würde sich das dann ohnehin relativieren, wenn es sich erst zum Standart entwickelte...
Nunja... ich zwahle kapp über 100 Euro (*ächz, stöhn*) pro Monat für meinen Strom, weil ich z.B. mit Strom heize (Nachtspeicher).
Ich glaube, Solarenergie zu unterstützen wär dann auch nicht wesentlich teurer... :rolleyes:
Doch verloren sind nur dessen Tage, den sein Weg durch dumpfe Dämmrung führt, der sich sättigt in des Tages Plage und des Lebens Flamme niemals spürt.
(Hermann Hesse)
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Beitragvon Lars(Haggard) » 13. Sep 2005, 21:19

Ich finde das gut das andere Energie Quellen erschlossen werden.
Auch im Auto bereich tut sich da was aber häftig. :wiki:
<span style='font-size:14pt;line-height:100%'><span style='color:blue'><span style='color:green'>'</span></span><span style='color:red'><span style='font-family:Geneva'>Lebe Dein Leben so wie du es Leben willst</span></span><span style='color:blue'><span style='color:green'>'</span></span></span>
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Beitragvon lux et tenebrae » 14. Sep 2005, 08:10

Ja, da tut sich was! Wie zum Beispiel auf der IAA! Hier nur drei Beispiele von BMW Mercedes und Audi. :D
<!--aimg--><a href='http://www.audi.de/audi/de/de2/tools/teaserpool/teaser13.m620_overlay.jpg' target='_blank'>Bild</a><!--Resize_Images_Hint_Text--><!--/aimg-->
<!--aimg--><a href='http://www.bmw.de/bmw_aktuell/inside/img/iaa2005_z4concept_01_zoom.jpg' target='_blank'>Bild</a><!--Resize_Images_Hint_Text--><!--/aimg-->
<!--aimg--><a href='http://www.mercedes-benz.de/content/media_library/hq/hq_mpc_reference_site/passenger_cars/products/new_cars/s_class_saloon_062005/impressions/S-Saloon_Impressions_Exterior_Exteriorviews_1View_410x220_05-2005_jpg.object-Single-MEDIA.tmp/S-Saloon_Impressions_Exterior_Exteriorviews_1View_410x220_05-2005.jpg' target='_blank'>Bild</a><!--Resize_Images_Hint_Text--><!--/aimg-->

ok, ich gebe zu, es gibt sicher auch kleinere Modelle. :unsure:
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Beitragvon Lars(Haggard) » 14. Sep 2005, 21:53

Ja dat auf jeden fall und sind das Hybrid Fahrzeuge oder diesel oder benzin oder gas? :)

:wiki:
<span style='font-size:14pt;line-height:100%'><span style='color:blue'><span style='color:green'>'</span></span><span style='color:red'><span style='font-family:Geneva'>Lebe Dein Leben so wie du es Leben willst</span></span><span style='color:blue'><span style='color:green'>'</span></span></span>
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Beitragvon nemcon » 15. Sep 2005, 17:22

Ich finde ja die Studie für den Mini Kombi schick.

<a href='http://www.auto-motor-sport.de/news/auto_und_produkte/mini_kombi_macht_hoch_die_tueren_die_tor_macht_weit.90694.htm' target='_blank'>http://www.auto-motor-sport.de/news/auto_u..._weit.90694.htm</a>

Komisch - seit ich einen Führerschein habe, schau ich mir wieder gerne Autos an. Aber ich fahre immer noch nicht gern. Seltsam, oder? :hae2:
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Beitragvon lux et tenebrae » 15. Sep 2005, 17:32

Also, die da oben sind eher die Spritmonster... ;)

Aber es sind in der Tat ein paar spritsparende Modelle gezeigt worden auf der IAA, haupsächlich mit zusätzlichem Ergastank.
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