<span style='font-size:14pt;line-height:100%'>Das Verschwinden der Plattenläden</span>
<span style='color:gray'>Ralf Heimann am 25.04.2009 09:46 Uh</span>r
MÜNSTER Wenn man die Frage stellt, wer eigentlich noch übrig ist, bleibt eigentlich nur Jörg Tollkötter. Es gibt noch einige Plattenläden in der Stadt, die sich auf Nischen spezialisiert haben. Es gibt die großen Märkte, und es gibt Jörgs CD-Forum.
Gerade seit dieser Woche ist es wieder ein Name weniger. Der Plattenladen Elpi hat angekündigt, Ende Mai zu schließen. Musik auf Tonträgern wie der CD ist selbst zum Nischenprodukt geworden. Der typische Kunde ist zwischen 30 und 50 Jahre alt, er ist musikinteressiert.
Was man noch über ihn weiß? „Die Klientel wird von Jahr zu Jahr kleiner“, sagt Jörg Tollkötter. Er hat sich in den vergangenen Jahren überlegt, wie er darauf reagieren kann. Jetzt verkauft er Tickets, er hat wieder Langspielplatten ins Angebot aufgenommen, er veranstaltet Konzerte. „Das Rad ist nicht zurückzudrehen“, sagt er. Der Verkauf von CDs taugt nicht mehr als alleiniges Geschäftsmodell.
Aus für Green Hell?
Der Plattenladen „Green Hell“ könnte der nächste Händler sein, der daraus die Konsequenzen zieht. Der Mietvertrag für das Geschäft an der Von-Steuben-Straße läuft Ende Juni aus. Bis dahin wolle man sich überlegen, ob ein Laden sich überhaupt noch lohnt, sagt Frank Kestennus. Green Hell wird seine Ware in Zukunft möglicherweise nur noch per Post versenden. Den Kunden spart es einen Weg. Frank Kestennus die Lagerkosten. „Früher haben wir 90 Prozent des Geldes mit Musik verdient, zehn Prozent mit Merchandising“, sagt er. Heute bringe die Musik noch die Hälfte ein.
Und wenn vor 15 Jahren Leute kamen, die sich 20 CDs anhörten und fünf kauften, kommen heute Kunden, die nichts anhören wollen, nur eine ganz bestimmte CD kaufen. Aber auch sie sind inzwischen eher die Ausnahme. Eine CD ist so groß wie vier kleine MP3-Spieler. Nur finden auf einem MP3-Spieler Dutzende Alben Platz. Viele Jugendliche legen gar keinen Wert mehr auf die Scheibe. Sie wollen nur die Musik.
In ihren Unterlagen kann Bettina Althaus vom Versandhändler buch.de das nicht feststellen. Bei den CDs zeige sich ein klarer Aufwärtstrend, sagt sie. Aber in diesen Zahlen spielen die Jugendlichen nur eine untergeordnete Rolle.
Die CD ist zu einem Produkt für all jene geworden, die unter einem Album noch etwas verstehen, das man in die Hand nehmen kann. Früher hat man einen Schein über die Ladentheke gereicht und eine Platte nach Hause getragen. Heute klickt man auf einen Knopf, der Computer saugt die Musiktitel durch die Datenleitung, und das Geld wird vom Konto abgebucht.
Nichts in der Hand
Die CD spielt keine Rolle mehr. Viele interpretieren das so: Wo man nichts in die Hand bekommt, muss man auch nichts zahlen. Zu beobachten ist das in den illegalen Tauschbörsen, die vor allem für Jugendliche den Plattenladen ersetzt haben.
Wird die CD also von den Kunden zu einem Objekt für Sammler degradiert? Bettina Althaus glaubt, dass es einen Grund geben könnte, weiterhin auf die Scheibe zu setzen. Qualität. Als Nachfolger der DVD gilt die Blu-ray-Disc, im Herbst komme die Blue-ray Disc für Musik auf den Markt. Ein potenzieller Nachfolger für die CD. Die Audio-Disc habe ein größeres Speichervolumen, ist haltbarer, auch die Klangqualität sei besser. Bettina Althaus hält das für ein gutes Verkaufsargument. Sie glaubt, schon jetzt eine Prognose abgeben zu können. „Die Blue-ray Disc wird auch noch in 15 Jahren da sein.“