(...)Zu wenig Licht im Büro
Licht und Dunkelheit sind die stärksten Taktgeber der inneren Uhr. Die lichtsensiblen Strukturen unseres Körpers befinden sich auf der Netzhaut des Auges. Zwar scheint dies wenig verwunderlich, und doch wurde der hierfür verantwortliche Photorezeptor erst im Jahr 2001 von Kavita Thapan und George C. Brainard beschrieben. Es handelt sich um große retinale Ganglienzellen, die das Pigment Melanopsin enthalten. Sie reagieren nur auf Licht einer bestimmten Wellenlänge im blauen Bereich. Bei Lichteinfall senden die Ganglienzellen Impulse an ein Nervengeflecht direkt über der Sehnervenkreuzung, den Nucleus Suprachiasmaticus (SCN), der als Master-Zeitgeber des Körpers gilt. Der SCN ist eng mit der Zirbeldrüse verschaltet, einem Knötchen in der Mitte des Gehirns, welches bei manchen Tieren eine Art drittes Auge bildet.
Wenn der SCN „still“ ist, in nächtlicher Dunkelheit, produziert die Zirbeldrüse das Schlafhormon Melatonin nach einem festen Zeitplan. Fällt helles Licht auf die Netzhaut, „feuert“ der SCN und stoppt die Melatoninproduktion der Zirbeldrüse. Um diesen Effekt zu bekommen, braucht es eine Beleuchtungsstärke von etwa 2000 Lux. Selbst an einem grauen und regnerischen Herbsttag unter freiem Himmel werden gut 8000 Lux erreicht. <span style='color:red'>Hingegen herrschen in fast allen unseren Büros, Praxen und Werkshallen um 600 Lux. Was bei Nacht schon zu viel ist, um schlafen zu können, ist frühmorgens viel zu wenig, um hellwach und fit zu werden. Setzt man Schülern morgens während des Unterrichts spezielle helle Tageslichtlampen auf die Tische, verbessern sich ihre Schulnoten deutlich, wohingegen frühmorgendliche Hirnstromuntersuchungen bei normaler Klassenraumbeleuchtung zeigten, dass nicht wenige Schüler bei geöffneten Augen tatsächlich noch in mitteltiefen Schlafstadien verweilten.</span>
Die deutsche Lichtkatastrophe
Der Schlafforscher und Melatoninexperte Dieter Kunz vom Berliner St.-Hedwigs-Krankenhaus und der Charité bezeichnet dies als Teil einer deutschen „Lichtkatastrophe“. Denn während die Lichtindustrie gerade erste Schritte unternimmt, ihre Leuchtmittelforschung auf unsere biologischen und medizinischen Bedürfnisse auszurichten, agiere der Gesetzgeber weiterhin „nachtblind“. <span style='color:red'>Demnächst werden bestimmte Energiesparlampen verpflichtend, die einen deutlich erhöhten Blauanteil haben und damit im abendlich illuminierten Schlaf- oder Badezimmer anstelle der durch Melatonin ausgelösten Bettschwere - in diesem Fall kontraproduktive - Wachheit erzeugen.</span> (...)
<span style='font-size:7pt;line-height:100%'>Den ganzen Artikel gibts <a href='http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2B439794CC2D664921E7FF/Doc~EBD68FC2E22B04F9B9ED3408C0AB412C6~ATpl~Ecommon~Scontent.html' target='_blank'>hier</a></span>