Skandalös: Britischer Freibrief für Chimären

Beitragvon Semiramis » 19. Mai 2008, 21:50

Unglaublich, was ich da lese: <a href='http://www.n-tv.de/Embryo_aus_Mensch_und_Tier_London_erlaubt_Chimaeren/190520085321/966540.html' target='_blank'>London erlaubt Chimären</a>
:eek2:

Auszug:
Das britische Parlament will Forschern die <span style='color:red'>Herstellung von Embryonen aus menschlichem Erbgut und Eizellen von Tieren erlauben</span>. Mit 336 zu 176 Stimmen wiesen die Abgeordneten einen Antrag zurück, Forschung mit sogenannten Hybrid-Embryonen generell zu verbieten, wie die BBC berichtete.

Die Abstimmung war Teil der Beratungen über ein Gesetzesvorhaben, das den Umgang mit Embryonen neu regeln soll. Dem Entwurf zufolge müssen Tier-Mensch-Embryonen nach spätestens zwei Wochen zerstört werden und dürfen nicht in die Gebärmutter einer Frau eingepflanzt werden. Wissenschaftler erhoffen sich neue Therapiemethoden für Krankheiten wie Parkinson, Alzheimer oder Mukoviszidose.

(...)

Der konservative Politiker Edward Leigh prangerte eine "Frankenstein-Wissenschaft" an. "Ich glaube, dass die Wissenschaft wunderbare Dinge vollbringt, aber sie kann auch Schreckliches tun", mahnte Leigh. "Nach meiner Überzeugung sollte die Wissenschaft unser Diener sein und nicht unser Herr." Leigh brachte den Antrag ein, der auch von Politikern anderer Fraktionen unterstützt wurde. Er warnte, Großbritannien drohe zum "Schurkenstaat der Wissenschaft" zu werden.


Man wills gar nicht wissen, was in dunklen kellern da herangezüchtet werden könnte... :rolleyes:
Doch verloren sind nur dessen Tage, den sein Weg durch dumpfe Dämmrung führt, der sich sättigt in des Tages Plage und des Lebens Flamme niemals spürt.
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Beitragvon Niggels » 19. Mai 2008, 22:06

Semiramis hat geschrieben: (...) die Herstellung von Embryonen aus menschlichem Erbgut und Eizellen von Tieren(...)

Das ist allerdings nicht mal halb so "frankensteinig" wie der Laie jetzt meinen mag...
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Beitragvon Deathgrind » 20. Mai 2008, 10:48

Japs. Schließlich geht es alleine um therapeutische Anwendungen, nicht dem Herstellen irgendwelcher Frankenschweine mit drei Tentakeln, sieben Augen, unterschiedlichen Blutgruppen und 500 Nieren.
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Beitragvon Semiramis » 20. Mai 2008, 12:43

THEORETISCH habt Ihr recht, zu medizinischen Zwecken mögen sie es legitimieren. ich bin, was DAS angeht aber ultrakonservativ. Sowas ist ein Skandal. WEIL es eben den Weg für Experimentieren mit der Ursubstanz des Lebens ebnet. Und - sorry, aber da hörts bei mir echt auf. Vielleicht bin ich ja jetzt anders eingestellt, seit ich die "kindliche Anlage" von Mina damals auf'm Ultraschallbild gesehen habe... und überwältigt vom Wunder des Lebens war. Und damit macht man eben keine Experimente. In Menschen wohnen tiefe Abgründe und Forscherdrang ist zuweilen unersättlich und treibt absonderliche Blüten, wenn man die leine zu lang werden läßt. Ich sage nur "Schiege" oder "Tomoffel"! Spielereien! Sowas geht GARnicht!!! Ich traue dem genzen nicht. Ethisch und moralisch absolut indiskutabel!!!
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Beitragvon Deathgrind » 20. Mai 2008, 13:10

Ich hätte da überhaupt nichts dagegen, dass man mir bspw. ein neues Organ in einer Petrischale züchten kann, wenn eins mal ausfällt. Wer Eier ist, kann auch eigene hergeben.
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Beitragvon Corinna » 20. Mai 2008, 14:38

Ich finde es eigentlich ganz gut, dass die Engländer die Gesetze lockern. Das wäre in Deutschland auch mal angebracht. Nicht umsonst wandern immer mehr Forscher ins Ausland ab. Hier gibt es keine Stellen und man darf fast nichts machen. Für Leute wie mich (Naturwissenschaftler) wird da England doch gleich ein Stück attraktiver. Wo ich doch sowieso angedacht hatte, nach meiner Dr.-Arbeit erstmal nach England zu gehen. :)
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Beitragvon Semiramis » 20. Mai 2008, 14:50

Von Ethik und Ehrfurcht vor dem Leben haltet Ihr gar nichts, wie? *kopfschüttel*

Ja, nennt mich rückständig, meinetwegen. Aber es geht sicherlich auch anders als so, das ist nämlich widernatürlich.
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Beitragvon akki » 20. Mai 2008, 14:51

Deathgrind hat geschrieben:Ich hätte da überhaupt nichts dagegen, dass man mir bspw. ein neues Organ in einer Petrischale züchten kann, wenn eins mal ausfällt. Wer Eier ist, kann auch eigene hergeben.

Joo, z.B. alle 5 Jahre ne neue Leber.

PROST! ^_^
<span style='font-family:Impact'><span style='color:gray'>Ich rede nicht dem Wahn das Wort, dass der Tod vor dem Feinde köstlich sei. Ich rede einer Wahrheit das Wort , dass es zu allen Zeiten ein unentrinnbarer Zwang ist das was man liebt zu verteidigen. Auch mit dem Leben.</span></span>
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Beitragvon asye_usu » 20. Mai 2008, 14:59

Corinna hat geschrieben: Ich finde es eigentlich ganz gut, dass die Engländer die Gesetze lockern. Das wäre in Deutschland auch mal angebracht. Nicht umsonst wandern immer mehr Forscher ins Ausland ab. Hier gibt es keine Stellen und man darf fast nichts machen. Für Leute wie mich (Naturwissenschaftler) wird da England doch gleich ein Stück attraktiver. Wo ich doch sowieso angedacht hatte, nach meiner Dr.-Arbeit erstmal nach England zu gehen. :)

Ähh, das ist jetzt aber sehr stark pauschalisiert. Bin selbst sog. "Naturwissenschaftler" und sehe nicht, dass es hier keine Stellen gibt. Mag allerdings sicher auf den Bereich ankommen. Von den Leuten die ich kenne (freilich nicht für alle Branchen repräsentativ) sind jedenfalls nur 2 dauerhaft im Ausland (Quote damit deutlich unter 1%, temporäre Postdocaufenthalte natürlich nicht mit einbezogen) und das nicht weil sie hier keine Stelle gefunden hätten.

Die Kausalität ist auch etwas eigenartig. Weil es keine Stellen gibt sind also ethische Bedenken zweitrangig?! :rolleyes:
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Beitragvon Semiramis » 20. Mai 2008, 15:17

asye_usu hat geschrieben: Die Kausalität ist auch etwas eigenartig. Weil es keine Stellen gibt sind also ethische Bedenken zweitrangig?! :rolleyes:

Danke, asye_usu. Endlich mal jemand, der einen Sinn für die ethische Brisanz der Sache zeigt! Und noch dazu ein Naturwissenschaftler! :D

Nur, weil ich aus einem anderen Fachbereich komme, heißt das nicht, daß ich keine Ahnung von Naturwissenschaften und Medizin hätte... man sollte aber m.E. niemels die Ethikdiskussion einfach ausblenden!!! Es wär ja nicht das erste Mal, daß die Wissenschaft eine Grenze überschreitet, die vielleicht im ersten Moment als Fortschritt erscheint, sich später aber als siebter Schritt vor dem ersten entpuppt. Manche Folgen sind unabsehbar. Und - ich kanns nur wiederholen: Diese Art der Wissenschaft ist unethisch und widernatürlich. Organwachstum in Petrischalen hin oder her - soweit sind wir noch lange nicht. :angry:
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Beitragvon H. Van Der Decken » 20. Mai 2008, 15:34

Semiramis hat geschrieben: Man wills gar nicht wissen, was in dunklen kellern da herangezüchtet werden könnte...  :rolleyes:

Doch genau das will man. Deswegen ist es ja so wichtig, daß es eindeutige Gesetze dazu gibt.

Wenn die Öffentlichkeit nur einfach schreit: "Verbieten" und populistische und religiös motivierte Volksvertreter dem unreflektiert nachgeben kann es dann in an anderer Stelle und in anderen kulturellen Zusammenhängen zu wirklich unehtischen Experimenten kommen die dann von niemanden mehr kontrolliert werden.

Frankensteinsche Horrorexperimente können wirklich nur in dunkelen Kellern, verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit, also in der Illegalität stattfinden.

In einer kontrollierten und von unabhängigen Gremien geprüften wissenschaftlichen Umgebung sollte dies nicht mgl sein. Und die Briten haben gerade die Vorrausetzungen geschaffen.
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Beitragvon asye_usu » 20. Mai 2008, 16:35

Semiramis hat geschrieben:
asye_usu hat geschrieben: Die Kausalität ist auch etwas eigenartig. Weil es keine Stellen gibt sind also ethische Bedenken zweitrangig?!  :rolleyes:

Danke, asye_usu. Endlich mal jemand, der einen Sinn für die ethische Brisanz der Sache zeigt! Und noch dazu ein Naturwissenschaftler! :D

Nur, weil ich aus einem anderen Fachbereich komme, heißt das nicht, daß ich keine Ahnung von Naturwissenschaften und Medizin hätte... man sollte aber m.E. niemels die Ethikdiskussion einfach ausblenden!!! Es wär ja nicht das erste Mal, daß die Wissenschaft eine Grenze überschreitet, die vielleicht im ersten Moment als Fortschritt erscheint, sich später aber als siebter Schritt vor dem ersten entpuppt. Manche Folgen sind unabsehbar. Und - ich kanns nur wiederholen: Diese Art der Wissenschaft ist unethisch und widernatürlich. Organwachstum in Petrischalen hin oder her - soweit sind wir noch lange nicht. :angry:

Wobei ich allerdings rechtliche Regelungen durchaus begrüße.
Diese Art der Forschung wird wohl ohnehin nicht zu stoppen sein. Vieleicht läßt es sich dann wenigstens in gewissen (ethisch vertretbaren) Grenzen halten (was ich jedoch eher bezweifle).
Allerdings stellt sich wie immer die Frage: Wer profitiert davon? Wer kommt in den Genuß der Segnungen?

Zum Vergleich fällt mir ein:
Haben gentechnisch veränderte Pflanzen das Welthungerproblem gelöst, wie damals als beliebtes Pro-Argument immer wieder gehört? Nein, es verdienen und profitieren offenbar nur wenige.


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Beitragvon H. Van Der Decken » 20. Mai 2008, 16:57

asye_usu hat geschrieben: Zum Vergleich fällt mir ein:
Haben gentechnisch veränderte Pflanzen das Welthungerproblem gelöst, wie damals als beliebtes Pro-Argument immer wieder gehört? Nein, es verdienen und profitieren offenbar nur wenige.


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Wohl war!

Aber das entkräftet mein Argument trotzdem nicht. Im Gegenteil heißt das nur das die Gestze (in diesem Fall USA) nicht ausreichend sind.
Gestze müssen her aber vernünftige, ausreichende und durchsetzbare.
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Beitragvon asye_usu » 20. Mai 2008, 17:05

H. Van Der Decken hat geschrieben:
asye_usu hat geschrieben: Zum Vergleich fällt mir ein:
Haben gentechnisch veränderte Pflanzen das Welthungerproblem gelöst, wie damals als  beliebtes Pro-Argument immer wieder gehört? Nein, es verdienen und profitieren offenbar nur wenige.


New Model Army - White Coats

Wohl war!

Aber das entkräftet mein Argument trotzdem nicht. Im Gegenteil heißt das nur das die Gestze (in diesem Fall USA) nicht ausreichend sind.
Gestze müssen her aber vernünftige, ausreichende und durchsetzbare.

Sollte Dein Argument auch garnicht entkräften ist nur ein anderer wichtiger Aspekt des Themas. Hinsichtlich der Notwendigkeit rechtlicher Regelungen bin ich ja Deiner Meinung.
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Beitragvon Subtuppel » 20. Mai 2008, 17:18

H. Van Der Decken hat geschrieben:
asye_usu hat geschrieben: Zum Vergleich fällt mir ein:
Haben gentechnisch veränderte Pflanzen das Welthungerproblem gelöst, wie damals als  beliebtes Pro-Argument immer wieder gehört? Nein, es verdienen und profitieren offenbar nur wenige.


New Model Army - White Coats

Wohl war!

Aber das entkräftet mein Argument trotzdem nicht. Im Gegenteil heißt das nur das die Gestze (in diesem Fall USA) nicht ausreichend sind.
Gestze müssen her aber vernünftige, ausreichende und durchsetzbare.

@ fliegender Holländer:
Solange weltweit ausschließlich moralisch vollkommen pervertierte Subjekte zu bestimmen haben wer was kriegt, wird es keine sinnvollen Gesetze mehr geben, und die die es gibt werden halt ignoriert ;)

@ Topic
Ich finde die Tatsache, dass in gewissen, klar definierten Grenzen an sowas geforscht werden darf, GRUNDSÄTZLICH auch nicht schlecht.
Das Hauptproblem ist aber ein gesellschaftliches, und es wird auch hier keinen Halt machen: Ist irgendwo ersteinmal der kleinste Ansatzpunkt gegeben, an dem sich zum Beispiel in diesem Fall die Pharmaindustrie in ihrer maßlosen Profitgier einhaken kann, bröckelt in kürzester Zeit unter dem Druck der entsprechenden Lobby alless was die Verfassungsgerichte nicht aufhalten könne, ratzfatz weg. Das ist in England nicht anders als hier.
Dass die meisten Wissenschaftler, die damit zu tun haben, an sich hehre Ziele haben und vermutlich die meisten später auch noch haben werden, fällt bei der ganzen Angelegenheit gar nicht ins Gewicht.
Das zweite Problem ist ein ganz pragmatisches, von asye schon angedeutetes: Bei all der Fortschrittshörigkeit, die man den Menschen schon über die Jahre eingebleut hat, haben diese glatt vergessen, dass sie als Normalbürger an solchen Dingen an sich nur noch beteiligt werden, indem sie zunächst mit Milliarden an Steuergeldern für die nötigen Forschungsgelder aufkommen, damit dann später einige wenige den großen Reibach machen können. Die meisten jetzt lebenden Menschen würden jedenfalls von solcherlei Forschung mit ziemlicher Sicherheit nicht im geringsten profitieren.

... komisch, in letzter Zeit werde ich bei politischen Themen noch schneller mißlaunig als früher ...
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