Redakteure auf der Straße
Skandalös - Lokalredaktion der Münsterschen Zeitung in Münster durch
neue Firma ersetzt
Die 19 Redakteure und Mitarbeiter der Lokal-Redaktion der Münsterschen
Zeitung (MZ) in Münster stehen auf der Straße. In einem beispiellosen
Schritt haben der Dortmunder Verleger Lambert Lensing-Wolff und sein
münsterscher Verlagsleiter Lutz Schumacher alle Redaktionsmitglieder am
Freitag faktisch von ihren bisherigen Arbeitsplätzen ausgesperrt. Durch
die Freistellungen und neue Unterfirmen will der Verleger nach seinen
Angaben die „bundesweit modernsten Redaktionsstrukturen“ schaffen.
Skandalös und zynisch ist für den Presseverein Münster-Münsterland e.V,
dieser beispiellose Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen der
Münsterschen Zeitung. „Verleger Lambert Lensing-Wolff will mit seiner MZ
damit den Sprung in die Moderne schaffen, dabei bewegt er sich aber eher
zu den Methoden des Manchesterkapitalismus zurück“, erklärt der
Vorsitzende des Pressevereins, Werner Hinse. Im Presseverein sind über
400 Journalistinnen und Journalisten im Münsterland organisiert. Über
den Verein bekommen MZ-Kollegen auch juristische Unterstützung gegen die
Freistellung durch den Deutschen Journalisten-Verband NRW (DJV).
19 der fest angestellten Redakteure und Mitarbeiter der bisherigen
MZ-Redaktion droht nun die Arbeitslosigkeit. Den erfahrenen Redakteuren,
die zum Teil seit Jahrzehnten für ihre Zeitung in und über Münster
berichten, teilte Verlagsleiter Schumacher nach Abschluss der letzten
MZ-Ausgabe der vorigen Woche kurz mit, dass sie sich um Arbeit bei der
neuen Media Service GmbH & Co. KG bewerben könnten. Diese Firma ihres
Arbeitgebers stellt nun den Lokalteil der Münsterschen Zeitung im
angestammten Pressehaus an der Neubrückenstraße her. Die Montagsausgabe
der Münsterschen Zeitung wird bereits von einem 17-köpfigen, jungen
Redaktionsteam um den ehemaligen Sprecher der Bezirksregierung Münster,
Stefan Bergmann, produziert.
Der Münstersche Zeitung Verlagsgesellschaft, die die Belegschaft der
bisherigen Lokalredaktion der MZ beschäftigt, war schon Ende vorigen
Jahres die Produktion von Stadtteilausgaben entzogen und der neuen Firma
zugeschlagen worden. Der bisherige MZ-Chefredakteur Claus Jürgen Spitzer
soll künftig Herausgeber-Aufgaben übernehmen.
„Es ist traurig, aber wahr“, heißt es in der Pressemitteilung des
Presseverein Münster-Münsterland e.V. abschließend, „aber mit der
Freistellung wird für die demokratische Gesellschaft wertvolle
journalistische Erfahrung einfach auf die Straße gesetzt.“
Münster, 21. Januar 2007
Quelle: www.presseverein-muenster-muensterland.de