BERLIN. Der Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft im WM-Viertelfinale gegen Argentinien hat
zu erheblichen Spannungen innerhalb der schwarz-roten Regierungskoalition in Berlin geführt.
Bundeskanzlerin Merkel warf den beiden SPD-Ministern Heidemarie Wieczorek-Zeul und Frank-Walter
Steinmeier vor, nach dem Spiel nicht am Autocorso durch Berlin teilgenommen zu haben. Überhaupt sei
nach Merkels Worten die SPD "unwürdig, ein fußballverrücktes Land wie Deutschland mit zu regieren".
Als Beweis führte Merkel an, dass allein am Rollstuhl Wolfgang Schäubles mehr Deutschlandfähnchen
gezählt worden seien als an allen Autos der SPD-Abgeordneten zusammen.
SPD-Fraktionschef Struck wies die Anschuldigungen Merkels zurück. Struck verwies seinerseits auf
ein Spontaninterview, das Merkel unmittelbar nach Ende des gestrigen Spiels einer lokalen
Radiostation gegeben hatte, welches dann aber nach Intervention aus dem Kanzleramt nicht gesendet
werden durfte. Merkel hatte darin den Einsatz der deutschen Mannschaft gelobt, gleichzeitig aber
den Schiedsrichter heftig kritisiert. Dieser habe – so Merkel wörtlich – in der Schlussphase des
Spiels einige sehr fragwürdige Elfmeterentscheidungen getroffen.