Das Zitat des Papstes

Beitragvon Niggels » 18. Sep 2006, 13:30

Tach.

Ihr habt ja sicher alle mitbekommen, dass Teile der islamischen Welt sich über eine "Aussage" des Papstes während seiner Regensburger Rede maßlos aufregen und mal wieder ausflippen. Die "Aussage" von Papst Benedikt war nur ein über 600 Jahre altes Zitat von Manuel II., Kaiser von Byzanz.

Hier mal zur Info ein hrößerer Ausschnitt aus der Regensburger Rede, die den Zusammenhang verdeutlicht:


<!--QuoteBegin-Papst Benedikt XVI.+--></div><table border='0' align='center' width='95%' cellpadding='3' cellspacing='1'><tr><td>Zitat (Papst Benedikt XVI.)</td></tr><tr><td id='QUOTE'><!--QuoteEBegin-->(...) All dies ist mir wieder in den Sinn gekommen, als ich kürzlich den von Professor Theodore Khoury (Münster) herausgegebenen Teil des Dialogs las, den der gelehrte byzantinische Kaiser Manuel II. Palaeologos wohl 1391 im Winterlager zu Ankara mit einem gebildeten Perser über Christentum und Islam und beider Wahrheit führte. Der Kaiser hat wohl während der Belagerung von Konstantinopel zwischen 1394 und 1402 den Dialog aufgezeichnet; (...)

In der von Professor Khoury herausgegebenen siebten Gesprächsrunde kommt der Kaiser auf das Thema des Djihad (heiliger Krieg) zu sprechen. Der Kaiser wußte sicher, daß in Sure 2, 256 steht: Kein Zwang in Glaubenssachen – es ist eine der frühen Suren aus der Zeit, in der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten – später entstandenen – Bestimmungen über den heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von „Schriftbesitzern“ und „Ungläubigen“ einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er sagt: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten“. Der Kaiser begründet dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat kein Gefallen am Blut, und nicht vernunftgemäß zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung . . . Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann “.
[/quote]
Der gesamte Text ist <a href='http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc~E13506B0B9C304B269D3CF78C543B2E42~ATpl~Ecommon~Scontent.html' target='_blank'>hier</a> nachzulesen.

In den Medien der islamischen Welt (und von diversen islamischen Fundis) wurde wohl nur die fettgedruckte Zeile weitergegeben - als wäre das eine eigene Aussage des Papstes, die seine Gesinnung widerspiegelt. Und der Mob tobt! :mad:

Ich kann über die Reaktionen in der islamischen Welt nur den Kopf schütteln - zumal von islamischen Medien und Religionsführern jeden Tag deutlich härtere Worte über das Christentum und die westliche Welt kommen. Nur dass das in der westlichen Welt kaum jemanden juckt, u.a. weil wir in säkularisierten Staaten leben.

Die Al Quaida droht ja auch schon mit "Vergeltung":
<a href='http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,437595,00.html' target='_blank'>http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,437595,00.html</a>

Aber natürlich gibt es auch gemäßigte, vernünftige Reaktionen in der moslemischen Welt:
<a href='http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,437396,00.html' target='_blank'>http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,437396,00.html</a>

Man darf gespannt sein, wie die Lage sich weiter entwickelt.
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Beitragvon Semiramis » 18. Sep 2006, 14:28

Es passiert ja oft genug, daß Aussagen, aus dem Zusammenhang gerissen, zum Anlaß für erhitzte Gemüter werden. Es ist ja auch viel einfacher so, und der "Mob" versteht den Rest ohnehin nicht.

An den beiden Reaktionen, die Niggels da zitiert hat, sieht man ja deutlich den Unterschied zwischen borniertem Fanatismus und aufgeklärtem, zivilisiertem Umgang mit der Materie.

Aber es ist ja einfacher (gerade für simplere Gemüter und das Gros der Bevölkerung - sowie auch für die Rädelsführer), marktschreierisch Parolen zu brüllen und sich nicht weiterzuentwickeln, als seinen Verstand dafür zu nutzen, auch mal über den Tellerrand zu blicken.

Bin hocherfreut, daß es aus dem Lager des Islam auch diese zivilisierten Reaktionen gibt. :)
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Beitragvon Wishmaster » 18. Sep 2006, 16:09

Ich hoffe, dass die Reaktionen auch zivilisiert bleiben. Das Problem bei diesen "unzivilisierten" Leuten ist, dass sie oft über viel Einfluss verfügen und selbst gar nicht so "blöd" sind. Eher das Gegenteil, doch wissen sie, wie sie die breite Masse (die sie erreichen wollen) aufstachelt.

Ich drücke der zivilisierten Gruppe die Daumen.
ich find das übelst goil vorallem das ganze nietenzeuchs
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Beitragvon Malefiz » 18. Sep 2006, 16:20

tja, nun gehts wohl auch "uns deutschen" an den kragen.
<a href='http://www.n-tv.de/711425.html' target='_blank'>bericht auf n-tv.de</a>

war nur eine frage der zeit, bis das pack auf solch krause ideen kommt. und das schlimmste: wir haben genug von willigen vollstreckern dieses packes im eigenen lande und in europa allgemein.

ich befürchte, daß das ganze aus dem ruder laufen wird, setzt man solchem von fundamentalisten geschürtem haß nicht mit aller stärke und entschiedenheit etwas entgegen. das schlimmste, was der papst meiner meinung nach machen kann, ist klein beizugeben und einen nicht gemachten fehler zuzugeben.
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Beitragvon caret » 18. Sep 2006, 17:25

<ironie>

Also ich finde ja, dass wir Christen doch mal wieder so einen guten alten Kreuzzug veranstalten sollten oder gar auch mal wieder selbst einen Glaubenskrieg ausrufen sollten. Bei 30% Christen weltweit wäre das doch sicherlich sehr interessant. Vor allem würden mal alle Beteiligten Religionen etwas genauer ins grübeln kommen ob Glaubenskriege wirklich das richtige Mittel sind.

</ironie>
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Beitragvon SaintOfSpinner » 18. Sep 2006, 17:50

Genau! Laßt uns Gewaltbereitschaft mit Gewalt beantworten, laßt uns auf Dummheit mit Unzurechnungsfähigkeit eingehen!

Andere säen Wind, wir züchten nichts unter einen Monsun! Ihr schießt auf uns? Kein Problem, Bomben wir zurück!

Aber jetzt mal ohne überspitzen Sarkasmus, daß schöne an Zeloten im allgemeinen ist, daß man ihnen gar keine Gründe geben muß damit sie einen hassen und verfolgen, die finden schon genügend Gründe (Kreuz tragen, unreine Nahrungsmittel essen, dumme Becher von Zimmermännern sammeln, Kühe treten, Sabbat nicht einhalten, die letzten 5 Lebensjahre einer besagten Person mal realistisch umschreiben)!

Genau das ist ja das schöne daran. Wie soll / will / wird und hat man auf unlogische Reaktionen, Aktionen und Denkweisen eingehen? Da kann man genau so gut versuchen das rote Meer mit einer Kerze zu teilen.

Das schöne am Terrorismus und Fanatismus ist, das er auf nicht wie weißer Phosphor auf Sauerstoff reagiert.
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Beitragvon Caoilin » 18. Sep 2006, 18:34

hmm zum Thema "versöhnliche Perspektiven"

also bei genauer Betrachtung finde ich die SO versöhnlich nicht. Ich will nicht wissen, was Herr Bardakoglu gesagt oder getan hätte, wenn der Papst sich eben NICHT für seine Rede bzw. die Wahl seines Zitats entschuldigt hätte.

Er kritisiert an Ratzinger ja, dass dieser die Grudlagen, das "Heiligste" seiner Religion angegriffen habe
Aber: kann man jemanden mit einem jahrhundertealten Zitat wirklich angreifen - zumal er es nachher ERLÄUTERT??
Und den Schuh, den Glauben durch Blut verbreiten zu wollen, muss sich eben auch das Christentum anziehen, genauso wie der Islam, nur muss der ihn sich im Moment eben verstärkt anziehen, so wie das Christentum während der Kreuzzüge, die paganen Römer in den erste 3 bis 4 Jahrhunderten etc.
Ich möchte behaupten, dass jede Religion den Versuch gestartet hat, seine Position durch Bluttaten zu verbreiten bzw. andere Positionen zu unterdrücken, das gehört anscheinend zur religiösen "Evolutionsgeschichte".

Gut, Ratzinger hat den Satz sehr aus dem Kontext gerissen und das Zitat wurde wiederum aus dem Kontext gerissen, dass es da zu Mißverständnissen kommt ist klar, aber wer Fehler und Gründe finden will, der findet immer welche
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Beitragvon Niggels » 18. Sep 2006, 19:40

Caoilin hat geschrieben: hmm zum Thema "versöhnliche Perspektiven"

also bei genauer Betrachtung finde ich die SO versöhnlich nicht. Ich will nicht wissen, was Herr Bardakoglu gesagt oder getan hätte, wenn der Papst sich eben NICHT für seine Rede bzw. die Wahl seines Zitats entschuldigt hätte.

Wie ich schon schrieb, in den islamischen Medien und von muslimischen Glaubensführern kommen sehr oft schlimmere Verunglimpfungen des christlichen Glaubens als das, was der Papst nu abgelassen hat oder abgelassen haben soll.

Man stelle sich vor, wir würden genauso hysterisch und verblendet reagieren... :unsure:

Deshalb denke ich mir mittlerweile einfach nur noch "Ruhe dahinten!!".
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Beitragvon Tom » 18. Sep 2006, 19:58

Pah, selbst den meisten Katholiken ist egal was der Papst sagt ;)
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Beitragvon caret » 18. Sep 2006, 20:28

Caoilin hat geschrieben:Ich möchte behaupten, dass jede Religion den Versuch gestartet hat, seine Position durch Bluttaten zu verbreiten bzw. andere Positionen zu unterdrücken, das gehört anscheinend zur religiösen "Evolutionsgeschichte".

Da hast du schon recht, nur kann dies nicht als bestätigendes Argument für aktuelle Ereignisse herhalten. Immerhin betreibt der Mensch "Geschichte", d.h. er schreibt das Zeitgeschehen nieder und analysiert es, um daraus zu lernen und einmal gemachte Fehler eben nicht zu wiederholen. Nur weil eine Religon sich gerade im geschichtlichen Mittelalter befindet rechtfertigt das nicht irgendwelche Bluttaten. Da könnte ich ja, überspitzt formuliert, hier mal den "Caretismus" als neue Weltreligion ausrufen und mit dem Argument das ich mich in der religiösen Steinzeit befinde, doch erst mal glatt wieder Menschenopfer einführen. So geht es ja nun auch nicht.
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Beitragvon astfgl » 18. Sep 2006, 20:32

ich geh mal davon aus, dass ich fuer eine platte reaktion nicht direkt gekreuzigt werde:

die kamelficker sollen sich ihre religion nehmen und in den arsch stecken.

so. mich regt das langsam echt auf.

Wieso kommen diese ur-Chauvinisten nicht langsam auf die Idee, dass ihre Reaktionen auf westliche Werte (oder Unwerte - der Wert des Wertes an sich, ist hier voellig uninteressant), nicht besonders viel Wohlwollen in der Welt hervorrufen. Und nicht nur in der Westlichen.

Oder um es mit S.O.D zu sagen: FUCK THE MIDDLE EAST!

auf tshirthell.com hatten sie mal ein T nach den Comic-Krawallen.
front: "There is apicture of the prophet on my back!"
back: "just kidding - please don't kill me"
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Beitragvon Wishmaster » 18. Sep 2006, 20:35

<ironie>

Zum Thema "Neuer Kreuzzug": Was haben den die beiden Presidenten Bush wieder versucht? Und das gleiche erreicht wie bei den vielen Kreuzzügen davor...

</ironie>
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Beitragvon lux et tenebrae » 26. Sep 2006, 12:33

Und die Aufreger haben Erfolg. Prompt wurde in Berlin eine Auffuehrung von Mozarts "Idomeneo" aus Angst vor Anfeindungen abgesetzt. Bald kontrollieren diese Affen unser Leben. Als wenn das nicht schon genuegend andere Affen (christliche) tun wuerden. :motz:

Guckst Du <a href='http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,439212,00.html' target='_blank'>hier!</a>
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Beitragvon asye_usu » 26. Sep 2006, 13:24

lux et tenebrae hat geschrieben: Und die Aufreger haben Erfolg. Prompt wurde in Berlin eine Auffuehrung von Mozarts "Idomeneo" aus Angst vor Anfeindungen abgesetzt. Bald kontrollieren diese Affen unser Leben. Als wenn das nicht schon genuegend andere Affen (christliche) tun wuerden. :motz:

Guckst Du <a href='http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,439212,00.html' target='_blank'>hier!</a>

Jau, das hab ich gerade auch mit großem Entsetzen im Radio gehört. Hammer!
Im Grunde haben ja auch einige Reaktionen auf das Zitat aus der Papstrede gezeigt, dass das Zitat zwar aus dem Mittelater stammt, es aber auch heute leider noch doch noch für einige gültig ist. :wut:
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Beitragvon Niggels » 26. Sep 2006, 16:10

lux et tenebrae hat geschrieben: Bald kontrollieren diese Affen unser Leben. Als wenn das nicht schon genuegend andere Affen (christliche) tun wuerden. :motz:

Die "Affen" sind in diesem Fall eher diese paranoiden Angsthasen, die die Entscheidung verbrochen haben. Genau genommen hat kein Islamist, nicht mal Osama Bin Laden, mit dieser Entscheidung zu tun.

Ich finde die Entscheidung der Intendantin der Deutschen Oper einfach albern!

Die Schuld kann man imo weniger auf "die da" (im Sinne von "die islamischen Fundamentalisten") schieben, sondern eher auf etwas zu empfindsame Gemüter mit Wahnvorstellungen, die so eine Entscheidung aufgrund eines diffusen und offensichtlich unbegründeten Bedrohungsgefühls gefällt haben.

Die markigen Worte von Schäuble kann ich da nur unterschreiben. Und "die da" (i.S.v. "d. i. F.") werden wahrscheinlich erst durch die medial aufbereitete Absage von dieser Mozart-Aufführung erfahren haben. :lol:
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