Die Bahn - gestern und heute

Beitragvon Subtuppel » 29. Dez 2010, 20:55

:)
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Beitragvon ketzer » 29. Dez 2010, 21:11

1966 wurden die Fahrzeuge der Bahn von Ingenieuren der Bundesbahn entwickelt und die Bundesbahn von Beamten geführt...
Merkste was?
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Beitragvon Subtuppel » 29. Dez 2010, 21:22

Mir musst du das nicht sagen, dass die BWL-Spackos für "die Investoren" und den volksschädigensten Börsengang aller Zeiten (wenn der denn kommt) alles zuschanden sparen - traurig isses trotzdem.
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Beitragvon Deathgrind » 30. Dez 2010, 03:37

Die derzeitigen Probleme sind symptomatisch für die Privatisierung eines Staatsbetriebds. Wer "die Vorzüge" des freien Marktes bei der Privatisierung einer Bahn anschauen möchte, muss nur nach England schauen - höhere Preise, viele Tote.
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Beitragvon Niggels » 30. Dez 2010, 10:47

Warum redet eigentlich niemand von den "unbestimmten Verspätungen" auf den Autobahnen? Die waren und sind bei so einem Winterwetter ja auch nicht gerade unerheblich. Zudem ist's dort deutlich gefährlicher - auf den Autobahnen (und sonstigen Straßen) gab es einige Tote und zahlreiche Verletzte in den letzten Wochen, bei der Bahn m.W. nichts dergleichen.

Auch wenn Kritik an der privatisierten Bahn mehr als berechtigt ist - prinzipiell fahre ich lieber Bahn als Auto!
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Beitragvon kadya » 31. Dez 2010, 09:45

Niggels hat geschrieben: Warum redet eigentlich niemand von den "unbestimmten Verspätungen" auf den Autobahnen? Die waren und sind bei so einem Winterwetter ja auch nicht gerade unerheblich. Zudem ist's dort deutlich gefährlicher - auf den Autobahnen (und sonstigen Straßen) gab es einige Tote und zahlreiche Verletzte in den letzten Wochen, bei der Bahn m.W. nichts dergleichen.

Auch wenn Kritik an der privatisierten Bahn mehr als berechtigt ist - prinzipiell fahre ich lieber Bahn als Auto!

Stimme Niggels zu.
Obwohl die Tickets manchmal teurer sind, als Auto zu fahren. :rolleyes:
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Beitragvon Sagaart » 31. Dez 2010, 10:28

Das liegt aber auch nur daran, dass viele Menschen einfach nicht bedacht fahren und wie die besengten Säue durch die Gegend heizen...

Die statistischen Zahlen lügen dabei dennoch nicht. Da stimme ich Niggels zu. aber wie viele Nerven ich schon durch die Bahn verloren habe... :lol: ...
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Beitragvon Subtuppel » 31. Dez 2010, 10:48

Niggels hat geschrieben: Warum redet eigentlich niemand von den "unbestimmten Verspätungen" auf den Autobahnen? Die waren und sind bei so einem Winterwetter ja auch nicht gerade unerheblich. Zudem ist's dort deutlich gefährlicher - auf den Autobahnen (und sonstigen Straßen) gab es einige Tote und zahlreiche Verletzte in den letzten Wochen, bei der Bahn m.W. nichts dergleichen.

Auch wenn Kritik an der privatisierten Bahn mehr als berechtigt ist - prinzipiell fahre ich lieber Bahn als Auto!

1. Wenn man selber ins Auto steigt, verspricht einem vorher kein Online-Fahrplan und kein Bahnhofsheini stundenlang, dass die Bahn in fünf Minuten da sein wird ;)

2. was die Zustände auf den Strassen angeht gilt im Prinzip das gleiche wie für die Bahn - gäbe es nicht massenhaft privatisierte Strassenmeistereien, deren Geschäftsmodell darin besteht, Schilder mit der Aufschrift "eingeschränkter Winterdienst" aufzustellen, die vertraglich festgeschriebenen Geräte parallel an Baufirmen zu vermieten und ansonsten zu hoffen, dass es nicht schneit - dann sähe es auch weniger düster aus, und Strassenbahen würden nicht noch vier (!) Tage nachdem es etwas geschneit hat innerstadts ausfallen....

Überall wo im Bereich Infrastruktur das neoliberale Pack die Pfoten dran gekriegt hat, wird seit 20 Jahren +- X nur noch so wenig getan wie irgend möglich.
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Beitragvon Dekadent » 4. Jan 2011, 07:43

Nigg...

...ich freue mich, das du eine Lanze für meinen Arbeitgeber brichst und es tut gut, in dem ganzen Chaos das unbestritten auf Deutschlands Bahnstrecken herrscht, auch noch objektive Meinungen zu lesen.


Grundsätzlich:
Das nicht alles Gold ist, was bei der Bahn glänzt, ist unbestritten. Und vieles was in den letzten Jahren getan wurde, ging in die falsche Richtung und wird "hoffentlich" nach und nach korrigiert werden.
Aber eines ist auch klar: Wäre die Bahn immernoch ein reiner Staatsbetrieb mit denselben Strukturen wie damals, dann würde sich hier gar nix mehr drehen. Geschweige denn, das sie halbwegs profitabel wäre. Sie würde weit mehr Staatsgelder verschlingen, als das es Vater Staat gut täte und bringen würde.

Ich bleibe dabei: Wer seine Reise gut plant...der kommt entspannt an seinem Ziel an. Störungen...gleich welcher Art...können immer und überall vorkommen. Egal bei welchem Verkehrsmittel.
Und bei längeren Reisen gilt für mich immernoch: Lieber die Bahn als das Auto. Es ist einfach entspannter in der Regel :-)
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Beitragvon Niggels » 4. Jan 2011, 07:54

Dekadent hat geschrieben: Ich bleibe dabei: Wer seine Reise gut plant...der kommt entspannt an seinem Ziel an. Störungen...gleich welcher Art...können immer und überall vorkommen. Egal bei welchem Verkehrsmittel.
Und bei längeren Reisen gilt für mich immernoch: Lieber die Bahn als das Auto. Es ist einfach entspannter in der Regel :-)

Den Part unterschreibe ich voll und ganz.

Ich war ja Silvester mit der Bahn nach HH gefahren, war genauso wie die Rückreise an Neujahr eine sehr angenehme Reise. Ich hatte jeweils fünf Minuten verspätung, aber das ist ja wurscht. Und was Silvester speziell im Münsterland auf den Strassen los war, dürfte ja bekannt sein!
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Beitragvon Subtuppel » 4. Jan 2011, 11:24

Dekadent hat geschrieben: Grundsätzlich:
Das nicht alles Gold ist, was bei der Bahn glänzt, ist unbestritten. Und vieles was in den letzten Jahren getan wurde, ging in die falsche Richtung und wird "hoffentlich" nach und nach korrigiert werden.

Aber eines ist auch klar: Wäre die Bahn immernoch ein reiner Staatsbetrieb mit denselben Strukturen wie damals, dann würde sich hier gar nix mehr drehen. Geschweige denn, das sie halbwegs profitabel wäre. Sie würde weit mehr Staatsgelder verschlingen, als das es Vater Staat gut täte und bringen würde.

Na auf diese plumpen, neoliberal indoktrinierten Argumente muss ich aber antworten:

1. Wie kann man eingedenk dessen, dass früher (als Staatsbetrieb) alles vergleichsweise zuverlässig funktionierte und im Gegensatz dazu heute (Privatisierung, Vorbereitung Börsengang) der Betrieb mühsam aufrechterhalten werden kann (und das auch nur bei ~ 20 Grad), ableiten dass es heutzutage schlechter liefe, wäre die Bahn weiterhin Staatsbetrieb geblieben?
In keinem Land der Welt (insb. England als Beispiel) hat eine Privatisierung der Bahn etwas anderes als marode Infrastruktur und horrende Preise zum Ergebnis gehabt.

2. Wie kommst du auf die Idee, die Bahn müsse zwingend Überschüsse erarbeiten? Das ist Teil der staatlichen Infrastruktur, es kommt ja auch keiner auf die Idee der ÖPNV müsse kostendeckend oder am besten mit Gewinn arbeiten, oder die Instalthaltung von Autobahnen etc. müsse Gewinn abwerfen.

Und nu bitte keine Erklärung aus einer alten Rundmail von Herrn Mehdorn oder so ;)
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Beitragvon ketzer » 4. Jan 2011, 12:33

Als jemand, der die Bundesbahn noch mitgemacht hat, kann ich sagen: es hat damals besser funktioniert. Es waren einfach mehr Leute an den richtigen Stellen, die kompetent eingreifen konnten. Sie waren besser ausgebildet und die Technik war nicht so störanfällig und beileibe nicht so komplex (zu öffnende Fenster statt Klimaanlage, Türen mit einem Türsicherungssystem und nicht mit dreien).
Es dürfte klar sein, dass man sowas nicht kostenneutral bekommt. Schon gar nicht kann man mit solch einem Konzept Gewinne erwirtschaften.
Was will der Bürger? Eine Bahn die funktioniert oder das was wir jetzt haben?
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Beitragvon Niggels » 4. Jan 2011, 15:48

Subtuppel hat geschrieben: 1. Wenn man selber ins Auto steigt, verspricht einem vorher kein Online-Fahrplan und kein Bahnhofsheini stundenlang, dass die Bahn in fünf Minuten da sein wird ;)

2. was die Zustände auf den Strassen angeht gilt im Prinzip das gleiche wie für die Bahn - gäbe es nicht massenhaft privatisierte Strassenmeistereien, deren Geschäftsmodell darin besteht, Schilder mit der Aufschrift "eingeschränkter Winterdienst" aufzustellen, die vertraglich festgeschriebenen Geräte parallel an Baufirmen zu vermieten und ansonsten zu hoffen, dass es nicht schneit - dann sähe es auch weniger düster aus, und Strassenbahen würden nicht noch vier (!) Tage nachdem es etwas geschneit hat innerstadts ausfallen....

Nachtrag:

zu 1: Völlig unerheblich! Den Fahrplan kann man im Übrigen mit einem x-beliebigen Routenplaner gleichsetzen, läuft im Prinzip auf Ähnliches hinaus.

zu 2: Der Hinweis, dass bei den Problemen mit der Bahn und mit den Strassen der selbe Hauptgrund vorliegt, nämlich Privatisierung, erklärt ja nicht mal ansatzweise, warum alle Welt auf die Bahn schimpft wegen Verspätungen, stundenlange Autobahnstaus hingegen mit dem Gleichmut eines Opferlammes hingenommen werden. ;)

Falls Du mit Punkt 2 mein Statement irgendetwas entgegen halten wolltest, um es zu entkräften, dann ist dir das gründlich misslungen. :P

Die Leute schimpfen auf die Bahn, weil es leicht ist. Man hat etwas Greifbares, etwas dem man die Schuld an allem geben kann. Bei Strassen ist das schwieriger, da muss man entweder auf das schlechte Wetter schimpfen, auf die vielen LKWs, oder ausnahmsweise auf die eigene Blödheit und miese Planung. :unsure: Letzteres macht man aber ja nicht so gerne. ;)

Ich jedenfalls sitze lieber eine Stunde länger im Zug als eine Stunde im Stau zu stehen.

Aber gerade weil ich gerne Bahn fahre, finde ich so einige Entwicklungen der letzten 10-15 Jahre sehr negativ! Das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen.
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Beitragvon Subtuppel » 4. Jan 2011, 17:43

Niggels hat geschrieben:
Subtuppel hat geschrieben: 1. Wenn man selber ins Auto steigt, verspricht einem vorher kein Online-Fahrplan und kein Bahnhofsheini stundenlang, dass die Bahn in fünf Minuten da sein wird ;)

2. was die Zustände auf den Strassen angeht gilt im Prinzip das gleiche wie für die Bahn - gäbe es nicht massenhaft privatisierte Strassenmeistereien, deren Geschäftsmodell darin besteht, Schilder mit der Aufschrift "eingeschränkter Winterdienst" aufzustellen, die vertraglich festgeschriebenen Geräte parallel an Baufirmen zu vermieten und ansonsten zu hoffen, dass es nicht schneit - dann sähe es auch weniger düster aus, und Strassenbahen würden nicht noch vier (!) Tage nachdem es etwas geschneit hat innerstadts ausfallen....

Nachtrag:

zu 1: Völlig unerheblich! Den Fahrplan kann man im Übrigen mit einem x-beliebigen Routenplaner gleichsetzen, läuft im Prinzip auf Ähnliches hinaus.

zu 2: Der Hinweis, dass bei den Problemen mit der Bahn und mit den Strassen der selbe Hauptgrund vorliegt, nämlich Privatisierung, erklärt ja nicht mal ansatzweise, warum alle Welt auf die Bahn schimpft wegen Verspätungen, stundenlange Autobahnstaus hingegen mit dem Gleichmut eines Opferlammes hingenommen werden. ;)

Falls Du mit Punkt 2 mein Statement irgendetwas entgegen halten wolltest, um es zu entkräften, dann ist dir das gründlich misslungen. :P

Die Leute schimpfen auf die Bahn, weil es leicht ist. Man hat etwas Greifbares, etwas dem man die Schuld an allem geben kann. Bei Strassen ist das schwieriger, da muss man entweder auf das schlechte Wetter schimpfen, auf die vielen LKWs, oder ausnahmsweise auf die eigene Blödheit und miese Planung. :unsure: Letzteres macht man aber ja nicht so gerne. ;)

Ich jedenfalls sitze lieber eine Stunde länger im Zug als eine Stunde im Stau zu stehen.

Aber gerade weil ich gerne Bahn fahre, finde ich so einige Entwicklungen der letzten 10-15 Jahre sehr negativ! Das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen.


Zu Punkt 1:

Du kannst es ja wohl nicht vergleichen wenn dir

a) die Bahn zu einem bestimmten Preis, am besten noch mit Zugbindung, eine bestimmte Verbindung anbietet, auf deren Gestaltung du nur sehr wenig Einfluss hast

oder

B) Einen Routenplaner konsultierst, um zu schauen wo du lang fahren kannst, wo evtl. Baustellen sind usw. usf.

ganz abgesehen davon, dass du mit dem Auto ggf. selber Staus/Baustellen etc. auch kurzfristig umfahren kannst - wird schwer vergleichbares zu tun, wenn ein Zug zwischen zwei Bahnhöfen feststeckt oder irgendwo stundenlang auf einen anderen warten muss ;)

Ich glaube die meisten Leute hätten weitaus weniger Ärger und mehr Verständnis, wenn die Bahn bei bekannten Problemen auf bestimmten Strecken nicht dennoch Verbindungsvorschläge ausspucken würde, die gandenlos von durchgehender Pünktlichkeit ausgehen, obwohl das schon im "Normalbetrieb" i.d.R. vollkommen unrealistisch ist.

Punkt 2 war einfach eine genrelle Aussage, das soll nichts entkräften sondern nur darauf hinweisen, dass es zwar bei der Bahn schlechter geworden ist - aber eben überall sonst auch wo unsere Lobbyhuren Infrastruktur bzw. deren Wartung privatisiert haben.
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Beitragvon Dekadent » 8. Jan 2011, 11:11

Subtuppel hat geschrieben: 1. Wie kann man eingedenk dessen, dass früher (als Staatsbetrieb) alles vergleichsweise zuverlässig funktionierte und im Gegensatz dazu heute (Privatisierung, Vorbereitung Börsengang) der Betrieb mühsam aufrechterhalten werden kann (und das auch nur bei ~ 20 Grad), ableiten dass es heutzutage schlechter liefe, wäre die Bahn weiterhin Staatsbetrieb geblieben?
In keinem Land der Welt (insb. England als Beispiel) hat eine Privatisierung der Bahn etwas anderes als marode Infrastruktur und horrende Preise zum Ergebnis gehabt.

2. Wie kommst du auf die Idee, die Bahn müsse zwingend Überschüsse erarbeiten? Das ist Teil der staatlichen Infrastruktur, es kommt ja auch keiner auf die Idee der ÖPNV müsse kostendeckend oder am besten mit Gewinn arbeiten, oder die Instalthaltung von Autobahnen etc. müsse Gewinn abwerfen.

Und nu bitte keine Erklärung aus einer alten Rundmail von Herrn Mehdorn oder so ;)

Geschätzter Subtuppel...
...du darfst gern normal mit mir schreiben. Fremdworte versteh ich als Eisenbahner nicht. Ich steh da eher auf Beschimpfungen und Meckereien in gepflegtem Brachialstil!


Ich sagte bereits, das vieles das seit der Teilprivatisierung getan wurde, nicht in die richtige Richtung ging und einiges davon nun wieder versucht wird, zu korrigieren.
Aber so wie jeder Prozess Zeit braucht, ist es auch Dieser, der diese Zeit braucht.

Ich bleibe aber auch dabei (und das hat rein gar nichts mit neoliberalem Quatsch zu tun), das die Bahn als reine Staatsbahn damals in allen Ecken marode war.
Natürlich: Mitarbeiter waren an allen Ecken und Ende da. Und da bin ich durchaus der Meinung Vieler: Wir könnten in gewissen Unternehmensteilen mehr Personal gebrauchen.
Dennoch plagte man sich mit veraltetem Material herum. Kaum eine Strecke gab es, auf der nicht irgendwo eine Langsamfahrstelle eingerichtet war. Es gab Züge, die man keinem Kunden mehr zumuten konnte, etc.

Was den ÖPNV betrifft, so wird dieser von Städten und Kommunen bestellt. Dazu werden Angebote abgegeben. Nicht nur von der DB sondern auch von privaten Anbietern wie Abellio, Nordwestbahn, Eurobahn...etc. Denn man sollte immer im Auge behalten: Die DB fährt schon lange nicht mehr allein auf dem deutschen SChienennetz. Es ist aber immer so hübsch einfach, alles der DB zuzuschieben anstatt dort etwas differenzierter zu Werke zu gehen.
Wenn wir also gerade dabei sind, so schön zu schimpfen sollte man dabei ebenfalls bedenken, das es die Städte und Kommunen sind, die das Maximum an Mobilität wünschen, aber bitte so wenig wie möglich dafür zahlen wollen.
Also werden Strecken und Verbindungen ausgeschrieben und die Bewerber dürfen ihre Angebote machen. Und welches Angebot wird genommen?
Nicht das, das am sozial gerechtesten für die Arbeitnehmer der Verkehrsunternehmen ist sondern das, welches am günstigsten für den Besteller ist.
Nicht umsonst hat die Deutsche Bahn AG in den letzten zehn Jahren immer mehr Verkehrsleistungen im ÖPNV abgeben müssen, weil sie einfach nicht an die Dumpingpreise einiger anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen gekommen ist.
Wenn diese Mitbewerber dann ihrerseits Störungen ohne Ende haben...(und glaube mir, sie haben sie mindestens so häufig wie die DB AG), wird trotzdem einfach pauschal auf die Bahn geschimpft. Und wer ist mit Bahn gemeint? Die Deutsche Bahn. Und deren Mitarbeiter sind es, die als Erste den Knüppel bekommen. Immerhin sind sie es, die an Bahnhöfen vor Ort sind. Es ist ja auch

Was die Überschüsse angeht: Die Bahn muss jedes Jahr eine Dividende von 500 Millionen Euro an seinen Eigentümer, den Staat, abgeben. Gehört zum Sparpaket der Regierung.
Darüber hinaus: Zeig mir ein Unternehmen, ein Geschäft, einen Selbstständigen, der keinen Gewinn erwirtschaften will! Ist das verwerflich? Und darf die Bahn das nicht versuchen? Ich denke schon.
Ich betone das nochmal: Ich habe den brachialen Kurs eines Herrn Mehdorn niemals gut gefunden. Und trotzdem bin ich der Meinung, das vieles in die richtige Richtung ging, der Weg dorthin aber teilweise falsch war.

Wie auch immer:
Ich bin, trotz vieler Frustrationen, gern Eisenbahner und auch gern bei meinem Unternehmen. Ich würde mir wünschen, das dieses elende Gemecker aufhören würde. Vorallem, wenns völlig unqualifizierter geistiger Dünnschiss ist wie im letzten Jahr gehört. Da sitze ich im Zug in Münster und möchte nach Recklinghausen fahren.
Kurz vor Abfahrt des Zuges kommt die Durchsage, das die Strecke auf Grund von Kindern im Gleis gesperrt wurde. Kurz darauf direkt hinter mir ein junger Mann (lass ihn Anfang 20 gewesen sein): "Na klasse. Und deswegen muss ich jetzt hier stehen bleiben, oder was? Typisch Deutsche Bahn!"
Mir ist da dezent der Kragen geplatzt, drehte mich um und hab ihm die Alternative vorgeschlagen, das wir ja einfach losfahren könnten mit voller Geschwindigkeit. Vielleicht hätten wir Glück und würden die Kinder direkt auf den Zughaken der Lok nehmen. Dann wäre die Strecke zwar immernoch nicht frei sondern eher für die nächsten zwei bis drei Stunden gesperrt, aber er wäre zumindest schon mal bis zur nächsten Kurve gekommen und müsste jetzt hier keine 20 min. stehen.
Daraufhin kam von ihm die noch patzigere Antwort, das man ja langsam dort fahren könnte.
Nein, kann man leider nicht. Aufgrund unserer Richtlinen, ist bei der Meldung das Kinder im Gleis sind, die Strecke sofort zu sperren. Und bei mehrgleisigigen Strecken sind auch die Nachbargleise zu sperren. Denn wie jeder sich evt. denken kann, bewegen sich Kinder/Menschen in der Regel. Es sei denn, man hat sie überfahren.
Aber wenn es der Kunde wünscht, kann man ja demnächst einfach mal fahren. Hauptsache, der Kunde kommt vorwärts.

Wie dem auch sei: Ich rate jedem Kunden der Eisenbahn, wenn ihm das alles nicht passt was auf der Schiene passiert, soll er sich in sein Auto setzen und damit fahren.
Ob das letztenendes stressfreier und günstiger ist, lass ich mal dahingestellt. Kann sich jeder selbst ausrechnen. Und dann hört vielleicht auch irgendwann das Genörgel und ewige "früher war alles besser" auf. Ist nämlich einfach ne falsche Aussage.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine entspannte Fahrt. Wohin und womit auch immer :-)
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