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BeitragVerfasst: 17. Jul 2008, 11:50
von Semiramis
Schöner kleiner Artikel zum Thema "Blogs". Zugegebenermaßen bin ich selber noch nicht unter die Blogger gegangen... vielleich habe ich zu viele reale soziale Kontakte... vielleicht will ich auch nicht, daß jeder über mein Leben Bescheid weiß und ich ein quasi offenes virtuelles Buch bin (das grenzt bei manchen an Exhibitionismus!)... daß ich nichts zu sagen hätte, kann ich nicht behaupten (siehe Liste der Top-Poster) - bin ich bereits auf dem absteigenden Ast? Bin ich nicht mehr am Puls der Zeit? Soll ich auch wild drauflosbloggen? Hab ich für sowas Zeit? Eher nein, momentan... :rolleyes:
Schließlich möchte ich nicht, daß mein Töchterlein glaubt, ich sei mit Schreibtisch und Tastatur verwachsen... wer weiß, was solche Beobachtungen bei einem kleinen Baby anrichten... sie muß das Tastengeklapper schon oft genug anhören... :unsure:

Und Ihr? Seid Ihr Blogger? (Insiderwitz speziell für Subtuppel: Oder Ordnungsbloggerbloggerblogger?)
Und warum?


<span style='font-size:13pt;line-height:100%'>Verändern Blogs das Leben?</span>

Ich bin seit 1996 online. Kann also an lauen Abenden nach vier bis acht Bier mitreden, wenn Dinge wie "14er Modem" fallen. Wenn ich sehr betrunken bin, dann versuche ich sogar die Modempieptöne nachzumachen. Das Erste, was ich im Netz gemacht habe war: Andere Leute suchen. Damals gab es nur Foren (Wir hatten ja praktisch nichts! Es war immer Winter und wegen der hohen Telefonrechnung hatte man kein Geld für die Heizung und man musste sich am Modem wärmen!) die so aussehen, wie Parsimony Foren es noch heute tun.

Mein Sozialverhalten war schon immer eher mangelhaft. Ich bin nicht immer gerne mit Menschen zusammen, Menschenansammlungen meide ich großräumig, bei Konzerten habe ich schon immer hinten gestanden und wenn ich misantroph gelaunt bin, kann ich kaum jemanden um mich ertragen. Ich mag es alleine zu sein, und die einzigen zwei Lebewesen, die ich dauerhaft ohne Einschränkung um mich herum ertragen kann, sind meine Freundin und meine Katze. Ich finde Menschen nicht schwierig, aber ich finde es schwierig, dauernd Kontakt halten zu müssen. Meinen besten Freund kenne ich seit über 20 Jahren und er ist ähnlich wie ich gestrickt. Wenn wir uns also mal einen oder zwei Monate nicht sehen, ist das eher normal. Wir haben absolut keine Probleme nach längerer Zeit unser Gespräch genau da anzuknüpfen, wo wir Wochen vorher aufgehört haben. Solche Menschen trifft man ja nun eher selten, weswegen es auch nur einen gibt in meinem Leben.

Das Internet ist nun eine ganz nette Nummer für kontaktschwache Menschen wie mich. Man kann Kontakt halten, ohne dass man sich sehen muss. Und Blogs ermöglichen einen die neuesten Dinge zu berichten, ohne dass man reden muss. Ich mag es am Leben anderer auf diesen Weg teilzunehmen, ich mag es etwas von mir zu berichten. Ich mag es, dass ich das nicht am Telefon tun muss, denn ich telefoniere nicht so gern wenn es nichts dringendes ist und bin sowieso besser, wenn ich es aufschreiben kann. Ich brauche zu dem lange, bis ich zu jemand Vertrauen finde und Blogs sind wohl die beste Methode jemanden kennen zu lernen, ohne mit ihm zu reden.

Natürlich haben mir meine Blogs auch etliche geschäftliche Kontakte eingebracht. Das hat dazu geführt, dass man mich für die ein oder andere Sache als Autor oder Moderator verpflichtet hat. Das hat mein Arbeitsleben deutlich verändert. Ich verbringe im Schnitt pro Tag rund fünf Stunden mit der Recherche und dem Schreiben von Blogeinträgen, die Arbeit für dieses Blog nicht mit eingerechnet. Manchmal kommt noch was für andere Publikationen hinzu, Konzepte, Telefonate und der übliche administrative Quatsch eines Freiberuflers. Manchmal kann ich einen Blogeintrag innerhalb einer Stunde schreiben, manchmal ist der Sprachbeutel leer, dann braucht man drei Stunden. Schreiben funktioniert halt nicht automatisch. Dafür habe ich aber auch das Glück, dass ich nur Blogs und Themen betreue, die mir außerordentlich viel Spaß machen.

Das bloggen hat mich auch im politischen Sinne bewusster werden lassen. Je häufiger die Verlage ihre Redaktionen nicht mehr unter journalistischen sondern unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten führen, desto mehr habe ich das Bedürfnis verspürt, dem etwas entgegen zu setzen. Dank vieler Seiten hat man heute mehr denn je die Möglichkeit, in seinem eigenen Rahmen am politischen Leben und an den Entscheidungsprozessen teilzuhaben. Der ganze Überwachungsquatsch, die Rechtslage bei den Abmahnungen, die Auswüchse der Rechteinhaber Industrie und deren Bekämpfung sind mir wichtig geworden, weil sie mein Rechtsbewusstsein verletzten. Und ich habe festgestellt, dass ich damit nicht alleine bin. Blogs und das Internet haben mich dazu bewogen, mir Gedanken über Dinge zu machen, die mich vorher nicht mal ansatzweise interessierten. Was auch daran lag, dass ich sie nicht wahrgenommen habe, weil sie in den Medien nicht stattfanden. Ich habe in den letzten Jahren mehr über das System "Journalismus" verstanden, als in den Jahren zuvor. Und ich sehe eine wage Chance, dass die Berichterstattung in den Blogs dem klassischen "Häppchen Journalismus" ein Ende bereiten werden. Wer gelesen werden will, der braucht gute Inhalte.

<span style='font-size:7pt;line-height:100%'>Von: Don Dahlmann, Journalist, Blogger, WELT online, 16.07.08</span>



Hier und da erkennt man sich wieder.... ich war übrigens anno 1996 von zu Hause aus zum ersten Mal online. War damals aber unspektakulär. Ab 2000 hatte ich dann ein "richtiges" 56k-Modem und tatsächlich auch dann und wann astronomische Telefonrechnungen.

BeitragVerfasst: 17. Jul 2008, 14:10
von heeschtbiri
ich erzähl alles der öffentlichkeit in einem blogg um andere kennen zu lernen denen ich nicht vertraue? was ist das für ne logik? wenn ich wem nicht vertraue erzähl ich ihm doch net alles, und schon garnet via blogg wo es jeder lesen kann...

sorry, ich find bloggs nur dann interessant wenn sie anderen auch was bringen. aber mich interessiert meistens nicht dieses typische geblogge alla: oh heute hatte ich nen tollen tag weil der postbote mir ein päckchen gebracht hat aber der postbote ist so doof.
wie oft ich das schon lesen musst weil sich die überschrift interessant angehört hat.

naja jedem das sein, aber ich find den typ mal absolut komisch.

BeitragVerfasst: 17. Jul 2008, 14:49
von Subtuppel
Für mich ist das zum Selbermachen auch ganz bestimmt nix...
Es gibt einige wenige Blogs die ich regelmässig lese, das sind dann aber Sachen wie
(wenn man die dazuzählen kann) die Nachdenkseiten, Spiegelfechter (diese beiden sollten ohnehin Pflichtlektüre für jedermann sein) oder BildBlog oder Stefan Niggemeiers Blog und dergleichen.
Und Uli Hannemans Blök.

Also kaum etwas mit ausschließlich privatem Inhalt, denn der interessiert mich bestenfalls von Leuten die ich persönlich kenne ;)

Stattdessen nehem ich unter anderem Blogs gerne als Informationsquelle abseits des zentralgeschalteten neoliberalen Haufens Scheiße, den wir als Nachrichten und Informationen vorgesetzt und vorgelogen bekommen, da sich neben kritischen Texten dort vor allem auch vertiefende und weiterführende Links finden.