Verfasst: 30. Jan 2005, 14:00
Da es in einigen Threads schon um alte Säcke geht, die Popmusik (oder auch nicht) für nicht ganz so alte Säcke wie mich machen, hier eine kleine Empfehlung für Gleichgesinnte, Leidensgenossen und insb. für all die anderen:
Jansen: "für 10 Euro nasse Hunde" und "für 15 Euro nasses Hundekino"
Nasse Hunde verbreiten meist einen ziemlich muffigen Geruch. Die meisten Menschen empfinden diesen Geruch sicher als fiesen Gestank in Zeiten künstlicher Aromastoffe auf der einen und geruchsneutraler Sauberkeit auf der anderen Seite. Vielleicht ist es die Erinnerung an etwas, das man seit der eigenen Kindheit nicht mehr - vielleicht auch im ganzen eigenen Leben noch nie - empfunden hat, die Gerüche wie den von nassen Hunden zunächst unangenehm erscheinen lässt. Vielen wird die Musik von Jansen genauso unangenehm sein - versifft, sperrig und kaputt dringt sie aus einer Bar, um die die meisten sicher erstmal einen großen Bogen machen würden. Eine Spelunke voller zwielichter Gestalten. Wer aber die Bar einmal betritt und sich auf die Stimmung einlässt, kann sich in der Folge glücklich schätzen. Sentimental, voller menschlicher Wärme und Humor nimmt Markus Maria Jansen uns mit in diese Welt der kleinen Episoden und poetischen Momente.
Unterstützt von einer großartigen Kapelle, die ohne Furcht vor schrägen Tönen seine Songs untermalt, nölt Jansen vor sich hin und erzählt von kleinen Universen und vom Schmerz, von glühender Luft und vom Tod. Über allem schwebt dabei das große Geheimnis, das wir meist in dem kleinen Wort Liebe verstecken und das wir mit der Rezeption von Botenstoffen nur teilweise erklären können.
Wem die Musik noch nicht reicht, hat seit kurzem auch noch die Möglichkeit, eine DVD zum Freundschaftspreis zu erwerben, die so "indie" ist, wie man es heute gar nicht mehr für möglich halten möchte. Verschiedene mit der Band befreundete Künstler, Regisseure, Fotografen, Grafiker und Automechaniker haben Videos zu allen Songs des Albums produziert (einige Songs wurden sogar mehrfach verfilmt). Der Deal war, dass sie keine Bezahlung hierfür bekommen haben, dafür aber komplette künstlerische Freiheit genossen haben. Keine Kompromisse, keine Vorgaben der Band, kein großer Musikkonzern haben hier das Ergebnis beeinträchtigen können. Das Ergebnis sind tolle Videos, vom privaten Urlaubsvideo über Fotocollagen bis zum auch technisch innovativen Comic gibt es hier viel zu sehen. Zusätzlich gibt es alle bisher gedrehten Videoclips und Ausschnitte aus alten Liveaufnahmen als Bonus. Alles zusammengehalten durch ein wirklich tolles DVD-Menü, das nicht nur die Auswahl der einzelnen Tracks erlaubt, sondern auch inhaltlich miteinander verwebt.
Fazit: "für 10 Euro nasse Hunde" (2004) und "für 15 Euro nasses Hundekino" (2005) sind Ausgaben, die sich lohnen, wenn man bereit ist für 100% Individualität ohne Anbiederung an irgendwelche Trends. Ach ja - alle, die M. Walking On The Water vermissen oder Bands wie Element of Crime mögen, dürfen auch reinschnuppern - entsprechende Gesichter tauchen auch in den alten Konzertschnippseln der DVD auf.
Wer zu einem Konzert gehen kann, sollte dies übrigens unbedingt tun - Jansen sind auch Live eine fantastische Band, wie ich zuletzt im Prager Frühling in München mal wieder feststellen durfte. Jansen: "Vorschlag: Ihr singt und wir tanzen!" und das Publikum (ca. 20 Leutchen) sang "Wir tanzen für die Liebe - im Auftrag der Evolution", wärend die Band tanzte. "Wie geht's Euch so ohne Mosi?", und nach genervtem Aufstöhnen und verschämtem Lachen des Publikums: "Tja - Ihr habt Mosi verloren und wir Charles Wilp - so unterschiedlich kann's einem geh'n." Drei Zugaben für ne handvoll (begeisterter) Gäste machen solch eine Band vollends symphatisch. Im letzten Jahr hatten Jansen in einer größeren Location in München nur 4 Gäste und trotzdem laut eigenem Bekunden einen schönen Abend.
P.S.: Weiterhin zu empfehlen sind die Musik zum Musical "Iron John" (2004) und die früheren Veröffentlichungen "prepost" (2001) und "Jansen" (1998) - Infos unter www.jansennetz.de
Jansen: "für 10 Euro nasse Hunde" und "für 15 Euro nasses Hundekino"
Nasse Hunde verbreiten meist einen ziemlich muffigen Geruch. Die meisten Menschen empfinden diesen Geruch sicher als fiesen Gestank in Zeiten künstlicher Aromastoffe auf der einen und geruchsneutraler Sauberkeit auf der anderen Seite. Vielleicht ist es die Erinnerung an etwas, das man seit der eigenen Kindheit nicht mehr - vielleicht auch im ganzen eigenen Leben noch nie - empfunden hat, die Gerüche wie den von nassen Hunden zunächst unangenehm erscheinen lässt. Vielen wird die Musik von Jansen genauso unangenehm sein - versifft, sperrig und kaputt dringt sie aus einer Bar, um die die meisten sicher erstmal einen großen Bogen machen würden. Eine Spelunke voller zwielichter Gestalten. Wer aber die Bar einmal betritt und sich auf die Stimmung einlässt, kann sich in der Folge glücklich schätzen. Sentimental, voller menschlicher Wärme und Humor nimmt Markus Maria Jansen uns mit in diese Welt der kleinen Episoden und poetischen Momente.
Unterstützt von einer großartigen Kapelle, die ohne Furcht vor schrägen Tönen seine Songs untermalt, nölt Jansen vor sich hin und erzählt von kleinen Universen und vom Schmerz, von glühender Luft und vom Tod. Über allem schwebt dabei das große Geheimnis, das wir meist in dem kleinen Wort Liebe verstecken und das wir mit der Rezeption von Botenstoffen nur teilweise erklären können.
Wem die Musik noch nicht reicht, hat seit kurzem auch noch die Möglichkeit, eine DVD zum Freundschaftspreis zu erwerben, die so "indie" ist, wie man es heute gar nicht mehr für möglich halten möchte. Verschiedene mit der Band befreundete Künstler, Regisseure, Fotografen, Grafiker und Automechaniker haben Videos zu allen Songs des Albums produziert (einige Songs wurden sogar mehrfach verfilmt). Der Deal war, dass sie keine Bezahlung hierfür bekommen haben, dafür aber komplette künstlerische Freiheit genossen haben. Keine Kompromisse, keine Vorgaben der Band, kein großer Musikkonzern haben hier das Ergebnis beeinträchtigen können. Das Ergebnis sind tolle Videos, vom privaten Urlaubsvideo über Fotocollagen bis zum auch technisch innovativen Comic gibt es hier viel zu sehen. Zusätzlich gibt es alle bisher gedrehten Videoclips und Ausschnitte aus alten Liveaufnahmen als Bonus. Alles zusammengehalten durch ein wirklich tolles DVD-Menü, das nicht nur die Auswahl der einzelnen Tracks erlaubt, sondern auch inhaltlich miteinander verwebt.
Fazit: "für 10 Euro nasse Hunde" (2004) und "für 15 Euro nasses Hundekino" (2005) sind Ausgaben, die sich lohnen, wenn man bereit ist für 100% Individualität ohne Anbiederung an irgendwelche Trends. Ach ja - alle, die M. Walking On The Water vermissen oder Bands wie Element of Crime mögen, dürfen auch reinschnuppern - entsprechende Gesichter tauchen auch in den alten Konzertschnippseln der DVD auf.
Wer zu einem Konzert gehen kann, sollte dies übrigens unbedingt tun - Jansen sind auch Live eine fantastische Band, wie ich zuletzt im Prager Frühling in München mal wieder feststellen durfte. Jansen: "Vorschlag: Ihr singt und wir tanzen!" und das Publikum (ca. 20 Leutchen) sang "Wir tanzen für die Liebe - im Auftrag der Evolution", wärend die Band tanzte. "Wie geht's Euch so ohne Mosi?", und nach genervtem Aufstöhnen und verschämtem Lachen des Publikums: "Tja - Ihr habt Mosi verloren und wir Charles Wilp - so unterschiedlich kann's einem geh'n." Drei Zugaben für ne handvoll (begeisterter) Gäste machen solch eine Band vollends symphatisch. Im letzten Jahr hatten Jansen in einer größeren Location in München nur 4 Gäste und trotzdem laut eigenem Bekunden einen schönen Abend.
P.S.: Weiterhin zu empfehlen sind die Musik zum Musical "Iron John" (2004) und die früheren Veröffentlichungen "prepost" (2001) und "Jansen" (1998) - Infos unter www.jansennetz.de