Tach, Tach!
Nu, freut mich, dass es wen interessiert.
Ist allerdings jetzt ein bisschen viel auf einmal... plötzlich werfen alle mit Texten und Zitaten um sich... ^^ ... ohne dass man mit dem vorhergenden "fertig" gewesen wäre. Aber was solls.
Also, ich komme dann erstmal Cholets Aufforderung nach, ein bisschen was zum Dornenreich-Text zu schwafeln. Wie oben - erst Text, dann Kommentar. Obwohl - hier besser etwas vorweg.
Offensichtlich ist schon mal, dass mit Antithetik gespielt wird. Tag-Nacht. Schwarz-Glitzer/Glanz. Sonne-Mond. Vor-Zurück. Starre-Tanz. Wahrheit-Traum. Ein paar Alliterationen sind da, "Wahrheit-Winkelbild" - aber die tun, glaube ich, nicht viel zur Sache. So - nun Strophe für Strophe meine Gedanken u. Asssoziaationen.
Tag - Schwarz schaut Glitzerwucherflut,
das Zerrwerk, das nur nachtseits ruht.
Wahnsinn, den ich hier scheint's fliehe,
(nur) meines Wahnsinns letzter Schild,
(scheint) namenloser Ängste Quelle,
aller Wahrheit Winkelbild.
[Offensichtlich steht der Inhalt der Strophe unter der "Überschrift" "Tag". Gleich als erstes taucht ein personifiziertes "Schwarz" auf, das etwas wahrnimmt/erlebt (veralteter Begriff: "jmd. od. etwas schauen"). Und zwar - Neologismus, also Wortneuschöpfung - "Glitzerwucherflut". Glitzer=positiv, wuchern: Unkraut wuchert oder gar Krebs. Etwas gerät außer Kontrolle, ist zuviel, zu stark, zu intensiv. Flut: Ganz ähnlich, ist zuviel, zerstört, reißt mit und überfordert. Von dem eigentlich positven Glitzern gibt es also zuviel: Sinnesüberflutung, -überreizung? Zu laut, zu schnell, zu hell, ...? Diese Glitzerwucherflut ist im Übringen ein Zerrwerk. Verzerrte Wirklichkeit? Verzerrte Wahrnehmung? Sie ruht nur nachts, tags ist sie demnach "am Werk". Im nächsten Vers taucht das erste Mal das Wörtchen "ich" auf. Dieses "Ich" SCHEINT der Glitzerwucherflut, die offenbar wahnsinnig machen kann, zu fliehen. Warum "scheint"? Warum nicht in Wirklichkeit, also "flieht"? Insgesamt finde ich diese Stelle schwierig. Der Wahnsinn ist die Quelle namenloser (also unbeschreiblicher) Ängste. Soweit so unklar. Ich verstehe nicht, was der "letzte Schild" ist. Ist der Wahnsinn der Schild, das vor der unerträglichen (überflutenden) Realität schützt? Oder ist das Schild etwas, dass den Wahnsinn schützt? Keine Ahnung. Und dann haben wir noch "aller Wahrheit Winkelbild". Noch ein Neologismus, den ich ähnlich wie "Zerrbild" verstehe. Ein Winkelbild=ein falsches, trügerisches Bild? Ein falsches Bild von der Wahrheit? Das Problem ist, dass dem zweiten Satz im Hauptsatz ein "vernünftiges" Prädikat fehlt. (Wir haben nur "scheints" im Nebensatz und ein ein "scheint" in Klammern, dass aber alleine kein vollständiges Prädikat stellt... Also, was müsste man ergänzen? Kann man mir eigentlich halbwegs folgen?
]
Nacht - Schwarz schaut mäßiges Nichts,
den schweren Glanz des Mondeslichts.
Tiefe, die ich darin seh',
(nur) meiner Tiefe Spiegelbild,
(scheint) stiller Sehnsucht letzter Zeuge,
aller Leere letzter Schild.
[So. Überschrift "Nacht", also Gegenstück zu oben. Anfang analog zu Strophe 1. Schon wieder dieses personifizierte "Schwarz". Ach ja, ich habe oben ganz vergessen, zu überlegen, für wen oder was es steht, das "schwarz". Einen Anteil der Persönlichkeit des lyrischen Ichs? Eine menschliche Grunderfahrung? (Also für eben das, was man gemeinhin so mit "schwarz" verbindet? Trauer, Tod, Einsamkeit und die anderen netten Schlagworte?) Nun ja. Jedenfalls ist die Reizüberflutung und Überforderung jetzt vorbei. Dafür scheint zunächst eine gewisse Leere zu herrschen. "Nichts", das allerdings gleich darauf doch als "etwas" definiert wird: nämlich als "Glanz des Mondeslichts". Außerdem ist das Nichts nur "mäßig", was natürlich wiedersprüchlich ist, denn "nichts" ist kein dehnbarer Begriff. Entweder nichts oder eben nicht nichts. Wie dem auch sei - die überfordernde, bedrohliche Glitzerwucherflut ist ersetzt durch Mondlicht. Stelle ich mir sanft und friedlich vor. Das lyr. Ich schreibt sich selbst eine "Tiefe" zu, die es im Mondenlicht gespiegelt zu sehen meint. Diese empfundene Tiefe ist Zeuge einer stillen Sehnsucht und gleichzeitig (?) das Schild (der Schutz) der Leere. Insgesamt überwiegen hier jedenfalls "sanfte" Worte, die an romantische (im lit.wiss. Sinne) Lyrik denken lassen: Nacht, Mond, Schwere, Leere, Sehnsucht. Auch nicht uneingeschränkt positiv, aber deutlich weniger bedrohlich als die wahnsinnig machende verzerrte Wahrheit aus der 1. Strophe...]
Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz,
Sonne - Mond, den starren Tanz,
der milde alle Wege meidet,
vor - zurück - im Abgrund schwingt,
und mir meine Träume neidet.
- Schwarz durchschaut -
- Schwarz sehnt sich sehr -
[Ohne "Überschrift". Beginn analog zu Str. 1. + 2. Diesmal schaut das "Schwarz" - für was auch immer es steht - tiefsten (Superlativ!) Lichterglanz, der einen Vers weiter als "starrer Tanz" bezeichnet wird. Vermutlich einen Tanz zwischen Sonne und Mond, die zuvor erwähnt werden. Nach den zwei "Einzelstrophen" zu Tag und Nacht hier also ein (gelungenes?) Zusammenspiel zwischen beiden. Dieser strarre Tanz meidet Wege, meidet demnach Veränderung. Dieser Bestreben setzt er aber sanft ("milde") um. Soweit klingts alles recht positiv. Allerdings findet dieser Tanz im Abgrund statt, was wiederum als latente Bedrohung aufgefasst werden könnte. Und der - hier also auch personifizierte - Tanz empfindet Neid auf die Träume des lyr. Ich. Schwer zu deuten - finde ich. Die Strophe endet mit sehr kurzen Sätzen: Schwarz durchschaut (Wen oder was?), Schwarz sehnt sich sehr... (Nach was? Nach Träumen anstelle von Realitiät? Nach dem Beenden des monotonen Tanzes zwischen Sonne und Mond? Also nach einem "echten" Nichts? Dem Ende der Zeit?)]
Hmm, nun habe ich recht auführlich vor mich in geschwafelt, zum Teil auch nur wiederholt, was da sowieso schon steht - und so richtig habe ich nach wie vor nicht das Gefühl, zu wissen, worum es geht/gehen könnte. (Klar, man hätte wahrscheinlich auch gleich "Äh, ja-ja" schreiben können und wäre auch nicht weniger weit. Aber ich habe Spaß am Schwafeln über Texte - wenn man mir die Zeit dafür lässt, was jetzt - kurz vor den Ferien endlich der Fall ist). Irgendwie geht es wohl um sehnsuchtsvolle, irgendwie unbestimmte Gefühle... irgendwie. Und Wahrnehmung von Realität.
Was meint ihr? (Außer, dass der Text eh uninterpretierbar ist?
).
Und habt ihr in der Zeit, die ich zum Tippen brauchte, jetzt schon wieder 50 neue Texte reingeworfen?
Und ach, ja, @Nurmi: Wegen mir müssen wir uns nicht auf deutsch Texte beschränken... aber vlt. eine Weile bei EINEM Text bleiben? Muss aber auch nicht...
LG, Palene