von Maila Nurmi » 23. Jan 2012, 23:29
@Palene: Ein schöner Brief.
An alle anderen: Danke Euch.
Ich vermisse sie so sehr. Wir waren sowas wie ein "odd couple". Es hat sich in den fast 15 Jahren so viel verändert in meinem und ihrem Leben, aber wir habens immer gemeinsam geschafft. All die vielen Zugfahrten über weite Strecken... einmal war sie sogar dabei auf Norderney, weil ich ihr Insulin spritzen musste (das konnte ja außer mir niemend machen). Meine Tierärztin sagte immer, die Katze sei "nicht kooperativ", weswegen sie sogar für einfachste Untersuchungen immer sediert werden musste. Sie ließ sie von niemandem anfassen, den sie nicht mochte.
Ich habe sie im Mai 1997 als Babykatze aus Lünen von der Tante eines Bekannten abgeholt, im Schuhkarton fuhr sie dann mit mir im Zug zurück nach Münster. Ein Studienkollege hatte mich begleitet, weil ich zu der Zeit an Krücken ging. Sie war etwa sieben Wochen alt, es war Liebe auf den ersten Blick. Eigentlich wollte ich ja ein Katerchen haben, aber wir guckten uns an (sie hatte vier ebenfalls schwarze Geschwister und alle hatte ich auf dem Schoß und sollte eine aussuchen) und es war passiert. Sofort fiel mir ihr Name ein, obwohl ich mir vorher nur Katernamen überlegt hatte. Es war, als wären wir zwei füreinander bestimmt gewesen.
Sie war ein echter westfälischer Dickschädel, wen sie nicht mochte, der merkte das ziemlich schnell (und wer sie ärgerte, der hatte es sich auf ewig mit ihr verdorben). Aber schnurren konnte sie wie keine zweite... wir hatten viele Rituale... und sie hatte jeden Menge kurioser Eigenarten... sie griff immer den Handfeger an, da musste man höllisch aufpassen. Sie hasste es, wenn ich niesen musste. Und sie hüpfte gern an den Türrahmen hoch und ließ sich herunterrutschen. Und noch einige solcher Sachen.
Als ich dann schwanger wurde, war es für mich absolut ausgeschlossen, die Katze wegzugeben. In dieser Zeit konnte ich natürlich das Reinigen der Katzentoilette delegieren. Als Töchterlein dann geboren war, kam die Katze zwar oft zu kurz, aber sie reagierte nie eifersüchtig. Und als die Kleine dann so zweieinhalb, drei Jahre als war, stellte sich schnell heraus, dass auch zwischen ihnen beiden ein besonderes Verhältnis herrschte. Wir drei waren ein eingeschworenes Team.
Als Mindi dann letzten November schwer erkrankte, alles fing mit einem trocknen Husten an, merkte Töchterlein auch, dass sich etwas ändern würde. Mindi hat sich dann nochmal bis vorletzte Woche berappelt, aber nur unter Medikamenten. Sie hatte Wasser in der Lunge, ein geschwächtes Herz und eine Hepatose. Das Verabreichen der Medikamente war nicht ganz einfach, aber ich hatte ihr ja auch über lange Zeit Insulin gespritzt, also meisterten wir auch das.
Plötzlich allerdings verschlechterte sich ihr Zustand rapide. Wir waren von meinen Eltern nach Weihnachten wieder nach Münster zurückgefahren und als sie aus dem Transportkorb ausstieg, war sie sehr schwach. Ich konsultierte unsere langjährige Tierärztin, erfuhr dann aber, dass sie keine Hausbesuche macht. So habe ich Mindi dann in ihren letzten Tagen begleitet.
Die Würde und Stärke, mit der sie ihre letzten Tage zugebracht hat, kann ich nur zutiefst bewundern. Vielleicht können das nur Katzen.
Ich habe Töchterlein lange erklärt, was mit Mindi passiert. Und als sie gestorben war, durfte sie die Katze nochmal sehen. Wir haben beide bitterlich geweint und uns von ihr verabschiedet.
Nun findet Mindi ihre letzte Ruhestätte im Garten meiner Eltern, direkt neben meinem vor ein paar Jahren mit 20 Jahren verstorbenen Kater, der bei meinen Eltern lebte.
"Die Erwachsenen begehen eine barbarische Sünde, indem sie das Schöpfertum des Kindes durch den Raub seiner Welt zerstören, unter herangebrachtem, totem Wissensstoff ersticken und auf bestimmte, ihm fremde Ziele abrichten."(Robert Musil)