Habe die Passagen, bei denen ich mich besonders aufgeregt habe, mal kursiv hervorgehoben.
Lest selbst:
<span style='font-size:14pt;line-height:100%'>Präimplantationsdiagnostik: US-Klinik offeriert Designer-Baby</span>
Los Angeles – Eine US-amerikanische Klinik bietet ihren Kunden an, die Farbe von Augen, Haaren oder Haut ihrer per In-vitro-Fertilisation (IVF) gezeugten Kinder frei auszuwählen. Seit einiger Zeit können die Eltern bereits das Geschlecht ihres Kindes vorherbestimmen.
Die Webseite von LA Fertility Institute wirbt – auch auf Deutsch – damit, das „größte und erfolgreichste vorgeburtliche Geschlechts-auswahlprogramm der Welt“ anbieten zu können. Bereits in mehr als 2.400 Fällen hätten Eltern die Dienste der Klinik in Anspruch genommen. Die Erfolgsrate betrage fast hundert Prozent.
Rein medizinisch gesehen ist dies keine Sensation. Die Auswahl des Geschlechts ist mit der Präimplantationsdiagnostik (PID) leicht möglich. Bei diesem Verfahren werden per IVF mehrere Embryonen gezeugt. Im Vierzell- oder Achtzell-Stadium wird jedem Embryo eine einzelne Zelle entnommen und genetisch untersucht.
Das ist in Deutschland verboten. In anderen Ländern wie Großbritannien und den USA ist das Verfahren zum Ausschluss von genetischen Erkrankungen erlaubt, zu denen allerdings nicht das Geschlecht des Kindes zählt.
Eine Geschlechtsauswahl gilt als besonders fragwürdig, weil die kulturelle Bevorzugung eines Geschlechts – in vielen Kulturen eher der Jungen – schnell zu einem Ungleichgewicht führen kann. In einigen asiatischen Gesellschaften wird dies auf brutalere Weise durch die pränatale Ultraschalldiagnostik mit anschließender selektiver Abtreibung praktiziert – illegal, aber mit an den Geburtsstatistiken bereits ablesbaren Folgen. Dass sich jetzt eine US-Klinik offen zu dieser Methode bekennt, ist erstaunlich.
Neben der PID bietet das LA Fertility Institute auch das als unsicher eingestufte MicroSort-Verfahren an. Es trennt die weiblichen Spermien anhand der um 2,8 Prozent höheren DNA-Menge von den männlichen Spermien mit dem kleineren Y-Chromosom.
Ende letzten Jahres hatte die Klinik angekündigt, die PID künftig auch zur Auswahl der Augenfarbe, der Haarfarbe und des Hautteints anzubieten. Etwas unbestimmt heißt es auf der Website, dieses Angebot richte sich anders als die Geschlechtsauswahl nicht an alle Kunden und die Vorhersage sei nicht perfekt.
Britische Medien wollen erfahren haben, dass sich bereits „fünf oder sechs“ interessierte Paare gemeldet haben, die bereit und in der Lage sind, die etwa 14.000 US-Dollar teure Behandlung zu bezahlen. Die ersten Kinder würden Anfang des nächsten Jahres geboren, hieß es.
Jeff Steinberg, der Leiter des LA Fertility Institute, ist in Großbritannien kein Unbekannter. Er gehörte zu dem Team von Medizinern, das an der Zeugung des ersten Retortenbabys beteiligt war, der 1978 geborenen Louise Brown.
Was medizinisch bereits möglich ist, zeigen die Ergebnisse einer Studie, die William Kearns vom Shady Grove Center for Preimplantation Genetics in Rockville/Maryland im letzten Jahr auf der Jahrestagung der American Society of Human Genetics vorstellte.
Der Forscher hatte an einzelnen Zellen, die zur PID entnommen wurden, eine umfangreiche Micro-Array-Analyse durchgeführt und dabei gleichzeitig Tausende von Merkmalen bestimmt, darunter auch Risikogene für Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Abstract 254).
In London wurde Anfang 2009 erstmals ein Mädchen geboren, bei dem per PID ein Gendefekt auf dem BRCA-1 ausgeschlossen wurde, der mit einem hohen Brustkrebsrisiko einhergeht. In der Familie des Vaters waren Presseberichten zufolge seit drei Generationen mehrmals Frauen im dritten Lebensjahrzehnt an Brustkrebs erkrankt. © rme/aerzteblatt.de