Anleitung zum Unfähigsein

Beitragvon Mopsbacke » 4. Jan 2012, 15:07

Lesenswertes aus dem Tagesspiegel:

<a href='http://www.tagesspiegel.de/kultur/wulff-guttenberg-und-co-anleitung-zum-unfaehigsein/6016384.html' target='_blank'>>Wulff, Guttenberg & Co - Anleitung zum Unfähigsein<</a>

Wäre ja fast lustig, wenn es nicht so traurig wäre...
Gegenüber befindet sich ein Zauberei-Fachgeschäft, das immer zu ist.
Einmal war es nicht zu. Ich ging hinein, drinnen stand ein Zauberer,
der sagte finster: "Ich hab' zu!"
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Beitragvon Maila Nurmi » 15. Jan 2012, 16:15

Sehr guter Artikel. Erstens, weil er mit einem Zitat des völlig vergessenen deutschen Literatur-Nobelpreisträgers Paul Heyse beginnt, und zum Zweiten wegen seines Wahrheitsgehaltes... aber ist es nicht schon immer so gewesen, dass es gerade diese charismatisch erscheinenden Blender waren, die mit ihrer mitunter erstaunlichen Eloquenz und Rhetorik und ihrer Fähigkeit zur Selbstdarstellung und Selbstinszenierung in der Lage waren, das Volk so über ihre Schwächen hinwegzutäuschen? Die Geschichte ändert sich in manchen Punkten nicht, aus Fehlern wird nicht gelernt, sobald dem Politikverdrossenen einer, der einen guten Namen zu haben scheint, sagt, was er hören will und Glaubwürdigkeit vorgaukelt. Wer guckt schon genauer hin? Einer unter 10, 20, 30? Und äußert sich dieser einer breiteren Öffentlichkeit, wenn er das falsche Spiel durchschaut? Welche Presse druckt seine Ansichten?
Und wer liest solche Artikel??

Ich fühlte mich besonders in dem folgenden Abschnitt zu Hause:
Immer dann, wenn er sich mit der Macht verbindet, wird der Dilettantismus zur Bedrohung. Aus den einfältigen Versagern werden professionelle Dilettanten. Wo sie erfolgreich sind, hat die Gesellschaft am Ende auszubaden, was sie in ihrer Selbstüberschätzung ahnungslos anrichten, gleich, ob sie als Banker die Einlagen ihrer Kunden verspielen, sich als Politiker mit einer Rechtschreibreform am Kulturgut der Sprache vergreifen oder ob sie einen Rettungsschirm nach dem anderen aufspannen, weil sie meinen, einmal gemachte Schulden ließen sich mit noch höherer Verschuldung aus der Welt schaffen.

Und die vermaledeite Rechtschreibreform wird im genau richtigen Atemzug erwähnt. Hähä.

Der Artikel ist von Thomas Rietzschel. Anfang Februar erscheint im Zsolnay Verlag sein Buch „Die Stunde der Dilettanten. Wie wir uns verschaukeln lassen“ (256 S., 17, 90 €). ----> lesen bildet!


Danke, Mopsbacke! :)
"Die Erwachsenen begehen eine barbarische Sünde, indem sie das Schöpfertum des Kindes durch den Raub seiner Welt zerstören, unter herangebrachtem, totem Wissensstoff ersticken und auf bestimmte, ihm fremde Ziele abrichten."(Robert Musil)
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