Olga La Fong

Beitragvon Subtuppel » 14. Aug 2008, 21:19

Zum frei verfügbaren Download beim WDR:

<a href='http://www.einslive.de/sendungen/plan_b/soundstories/2008/08/soundstories_080812.jsp' target='_blank'>http://www.einslive.de/sendungen/plan_b/so...ries_080812.jsp</a>

Fotografieren Sie die Seriennummer auf der Unterseite von Olga La Fong!" Es gibt gewiss leichtere Arbeitsaufträge. Zumal man nie wissen kann, ob die Telekommunikationsfirma den Telefonanschluss nicht hinterrücks lahmlegt hat. Und wenn sich zur Unerbittlichkeit der Arbeitswelt in Form des Foto-Auftrags noch der Terror der Massenmedien in Form von dichtenden Schaffnern gesellt, ist die Katastrophe schnell perfekt. Selbst mit einer Reichs-Lochkamera und einem Andersen-Schürfbock ausgestattet wird es unter diesen Umständen höchst schwierig, Olga La Fongs Seriennummer abzulichten.

Als schließlich zu allem Überfluss die Texas Rangers folgenschwer ins Zeitgefüge eingreifen, kann nur noch die Staatsmacht helfen. Doch auch die versagt. Polizisten, die an nichts anderem interessiert sind als der Produktion infernalischen Lärms, können den Bürger nicht mehr schützen.

Eugen Egner, geboren 1951, preisgekrönter Meister des Grotesken (Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 2003). Lebt in Wuppertal, wo er abgründige Geschichten und Zeichnungen anfertigt, u.a. für die Zeitschrift "Titanic". Für den WDR schrieb er bereits mehrere Hörspiele, zuletzt das Manuskript zu der 5.1.-Produktion "Shuk" (2008).

Wiederholung auf WDR 3 open: pop drei am Montag, den 25. August um 23:05 Uhr.
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Beitragvon Subtuppel » 14. Aug 2008, 21:21

Und noch eine Besprechung des Humbugs:

Galerie Epikur, Wuppertal
8. Mai 2007

Olga La Fong

Sparoper für Violine, Violoncello, Flöten, Elektrogitarre und ca. 2½ Sprecher
von Eugen Egner, David J. Becher und sonorfeo





Veranstalter-Homepage
Die Seriennummer auf der Unterseite von Olga La Fong

Von Stefan Schmöe


Als „erste Sparoper“ haben das Wuppertaler Ensemble sonorfeo und Eugen Egner ihr neues Projekt angekündigt: In der Reduktion der Mittel gehe man „weiter, als je ein zu Sparmaßnahmen gezwungenes Ensemble gegangen sein dürfte.“ Musikhistorisch ist das höchst unkorrekt, denn einerseits dürften sich Werke mit größerem Spareffekt als die rund 35-minütige Olga La Fong mit fünf erforderlichen Ausführenden nachweisen lassen, andererseits ist die Bezeichnung „Oper“ irreführend, handelt es sich doch um ein Melodram ohne szenische Darstellung. So genau darauf an kommt es den Aufführenden aber ohnehin nicht, streift doch das Projekt sowieso die Grenze zum Nonsense.

Den Text zu Olga La Fong hat Eugen Egner, fester Mitarbeiter des satiremagazins Titanic, verfasst. Grob geht es darum, dass eine Dame namens Olga la Fong fotografiert werden soll, wobei man keine nachvollziehbare Handlung erwarten darf: Surreale Ereignisse in der Nachfolge Franz Kafkas kreuzt Egner mit allerlei Blödeleien und leidigen Gegenwartsthemen wie dem miserablen Kundenservice der Deutschen Telekom. Hervorstechend ist Egners Faible für klangvolle Wortneuschöpfungen – allein schon so hinreißender Begriffe wie „Reichslochkamera“ oder „Andersen-Schürfbock“ lohnen den Besuch dieser „Welturaufführung“. Hier erhält die Sprache Egners eine eigene Musikalität, die eine Verbindung mit (improvisierter) Musik sinnvoll werden lässt. David J. Becher spricht den Text mit hintersinniger Gelassenheit und unterschwelligem Witz. Hin und wieder sprechen auch die Musiker ein paar Worte (so auch Matthias Nahmmacher mit schöner Klangwirkung direkt in die Flöte hinein), sodass man in der offiziellen Zählung auf „ca. 2 ½ Sprecher“ kommt.

Egner selbst spielt auf der E-Gitarre jedes Mal, wenn der Name „Olga La Fong“ fällt, ein kleines Dreitonmotiv und ist vor allem für die Rubrik „Tonmalerei und Klamauk“ zuständig. Die musikalischen Impulse gehen eindeutig von sonorfeo aus, und das sind Matthias Nahmmacher (Flöte), Ulrike Nahmmacher (Violine) und Bettina Hagedorn (Violoncello). Spezialisiert auf improvisierte Musik haben sie ein schier unglaubliches Maß an Perfektion im Zusammenspiel erreicht. Die Ausdruckspalette reicht von rhythmisch streng strukturierten Stücken in Anlehnung etwa an Alban Berg (mitunter fühlt man sich an den Walzer aus Wozzeck erinnert) über kleine musikalische Dialoge, bei denen die Musiker auch halbszenisch agieren (Kagels Staatstheater mag da inspirierend gewesen sein), bis hin zur vom Free Jazz angeregten Offenheit. Auch die klanglichen Möglichkeiten der Instrumente werden von „klassischer“ Spielweise bis zur Verwendung der Flöte als „Sprachrohr“ ausgenutzt. Planlos oder willkürlich wirkt das nie; im Gegenteil: Die Musik entwickelt trotz aller Freiheiten eine immanente Logik und Strenge, als könne sie gar nicht anders klingen.

Über den (zweifellos großen) Unterhaltungswert hinaus erhält Olga La Fong eine tiefere Dimension, die länger nachwirkt. Sprache und Musik gehen hier eine sublime Verbindung von ganz eigener Faszination ein. Gespart wird hier vorerst noch an Publikum: Die Uraufführung (ergänzt um eine Lesung Egners mit Zwischenmusik von sonorfeo) in der Wuppertaler Galerie Epikur fand vor einem erlesenen kleinen Kreis von Wuppertaler Künstlern statt. Ein breiteres Publikum wäre dem Werk zu wünschen.


bei:
<a href='http://www.omm.de/veranstaltungen/konzerte20062007/W-olga-la-fong.html' target='_blank'>http://www.omm.de/veranstaltungen/konzerte...ga-la-fong.html</a>
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