Ich hoffe es ist mir vergönnt das Forum mit einem Weblog vom M'Era Luna 2006 bereichern zu dürfen. Vielleicht finden sich ja auch noch einige andere Leute die Ihr persönliches Festivalerlebnis kund tuen möchten, was mich z.B. sehr interessieren würde.
(Ignoriert mal einfach die Rechtschreibfehler)
Die folgenden Einträge beziehen sich auf den Zeitraum vom 10. - 14. August 2006:
Nacht von Do. auf Fr.: Ein paar Junkies brechen bei uns zu Hause in Münster in unseren Wagen ein, indem Sie die Fensterdichtung mit einem Teppichmesser rausschneiden. Es wird nichts gestohlen, da sich im Wagen nichts befindet.
Fr. Nachmittag: Nach der Arbeit deponieren wir den Wagen in der Garage bei einer Freundin
und fahren mit dem von meinem Bruder ausgeliehenen Opel Zafira nach Paderborn um unsere Freunde
zu treffen. Wir kommen viel zu spät. Aber andere haben im Stau gesteckt und
sind auch spät dran.
Fr. Abend.: Wir kommen gegen 20.00 Uhr endlich in Hildesheim an. Der Zeltplatz ist voll. In
der letzten Ecke findet sich dann noch Platz für den Pavillion und die 6 Zelte. Wir lassen den
Abend bzw. die Nacht mit gemütlichem Grillen (Dosen-Erd-Grill) mit allen möglichen Leckereien
(in Milch gekochter und gegrillter Zuckermais, Hähnchen, Spare Rips, ...) und ein paar Bieren
ausklingen. Danach duschen (weils nachts besser ist) und ab in die Falle (12qm Zelt mit Luftbett).
Sa. Mittag: Einige von uns duschen erst jetzt, d.h. 1,5h Stunden anstehen. Also kommen
wir erst zu Gothminister aufs Gelände. Am Eingang das gleiche Spiel wie in den letzten
Jahren: Meine Freundin und ich werden aufgehalten. Was darf auf Gelände drauf was nicht.
Der Stockregenschirm und der dreibenige Hocker scheinen neuerdings unter die Anti-Terrorgesetze
zu fallen und man will uns nicht rein lassen. Als eingespieltes Team fangen wir mit den Ordnern
an zu diskutieren bis sie uns unter dem Druck der nachdrängenden Massen zu einem anderen Ordner
schicken. Dort lasse ich dann den Schirm am Eingang stehen während meine Freundin den Hocker,
den der zweite Ordner nicht gesehen hat weil sie ihn hinterm Rücken hielt, einfach mit rein nimmt.
Wir sind auf dem Gelände. Hocker, 2l Wodka-Red-Bull, 3l Eistee, 1 Flasche Wodka (in 3 Flachmännern)
und 30 Stück Ahoi Brause mit uns. Nichts gegen Türsteher. Aber einige haben den IQ einer Bulette.
Etwas diskutieren und du bekommst alles rein ohne Abtasten oder Rucksack zu durchsuchen.
Es klappt immer wieder.
Sa. Nachmittag: Nachdem ich mir etwas Mut angetrunken habe, ist es an "Die Zeit" (Girls Under Glas)
und ich hole die Ringe hervor. Ganz still und leise, unbemerkt von unseren Freunden und tausenden von
Zuschauern stecken wir uns die Ringe an und verloben uns. Danach holen wir die anderen dazu. Es gibt
kein Halten mehr. Es wird getanzt, getrunken und gequatscht. Die Mädels gehen zwischendurch auf
Shoppingtour während wir Jungs uns die Bands anschauen.
Sa. Abend: Wir müssen kurz zurück zum Zelt. Der Alkohol ist alle. Ich beschliesse die 1L Flasche
Wodka Smirnoff Blue Label (50%) anzubrechen. Flugs ein 1,5l Tetrapack aufgeschnitten und 3 Flachmänner
deponiert, Panzertape drumrumm und bei den Kontrollen merkt man nichts. Der Rest: 2l Trinkrucksack
Wodka-Red-Bull, 3l Eistee in Tetra Packs und Ahoi Brause. Auf dem Gelände gelingt es mir dann drei, eigentlich
abstinente Freunde zum trinken zu animieren. Nicht viel, aber gerade so viel dass es Ihnen allen doch sehr gut ging.
Man - Frau auch - tanzt. Seit langen mal wieder Blutengel gesehen. Irgendwie ist die Show etwas anders geworden
als ich sie von früher in Erinnerung hatte. Nacktes Fleisch allein bringt es auch irgendwie nicht.
Sa. Nacht: FLA spielen einen unglaublich lustlosen Kram zusammen. Da hilft auch der Alkohol nicht viel.
Nitzer Ebb sind da schon besser. Tanzen, trinken, tanzen, ... Die Nacht bricht ein und ich hole eine
Packung Knicklichter hervor. Meine Freundin und ich haben Spass beim zappeln im Dunkeln. Einer der Kollegen
ist etwas irritiert, da ihm Knicklichter nicht das richtige Ambiente für Bauhaus zu sein scheinen. Aber
wir haben Spass und ich bin fast geneigt in Anlehnung an Rabenschrey zu singen "Wir sind ungrufftig". Der
Alkoholpegel ist auf Höchststand. Ich verteile die restlichen Knicklichter an irgendwelche Festivalgäste.
Wie erwartet sind einige nicht unbedingt amused, aber die meinsten haben einfach zusdammen mit uns Spass.
Ein paar Gespräche, etwas Bier, etwas Met, tanzen, ...
Sa. tiefe Nacht: Wir sind bei den Zelten. Die Brause und der Alkohol haben meine Zunge taub werden lassen.
Doch ich beschliesse unbedingt noch den 70%igen spanischen Absinth zu verköstigen. Der Anis schmeckt wie Hölle.
Es ist kalt, wir holen unsere Schlafsäcke aus den Zelten, hüllen uns ein und lassen den Tag bei Kerzenschein,
warmer Suppe und ein paar Bierchen Revue passieren. Ich versuche mich immer wieder in die Gesprache der anderen
einzubeziehen, merke aber, dass Dionysos seinen Tribut fordert. Knollmann wird für ein paar Stunden mein
bester Freund. Die Absinthfee habe ich zwar gesucht, aber nicht gefunden.
So. Morgen: Duschen. Kein Wasser. In 7 Jahren M'Era Luna wird die sanitäre Versorgung immer nur schlechter. Einige von
uns, die mit der edlen Informatikerblässe haben von Sa. einen Sonnenbrand davongetragen. Wir frühstücken.
Aber ganz vorsichtig. mein Magen macht noch nicht alles wieder mit. "Clan of Xymox" ist unsere erste Band.
Für mich gibt danach "Spetsnaz", die ganz nett sind. "Roter Sand" reisst mich dagegen weniger mit.
So. Mittag: Ich kann wieder feste Nahrung zu mir nehmen. Das Fett der Pizza läuft mir über die Hand. Alles was man
auf dem Gelände kaufen kann ist so unglaublich fettig, dass ich mich frage wo die die Fettpipeline hingelegt
haben um das ganze Zeug da überhaupt hinzubekommen. Aber irgendjemand hat mir mal gesagt, dass Alkohol lipophil ist
und ich würge das Teil runter. "Letzte Instanz" spielt. Mein persönlicher Favourit. Leider klingt die Band in der
neuen Besetzung nur halb so leidenschaftlich wie damals auf dem Zillo in Losheim. Bei "Jeden Morgen" läuft mir
dennnoch ein Schauer über den Rücken. "Und dabei fühl' ich ganz genau, da muss doch irgendetwas sein,
ein Sinn für mich in dieser Welt zu leben." Ich kuschel mich an meine Freundin und weiss genau was es ist.
Als wir zum Zelt gehen Getränke nachfüllen treffen wir DJ Benny aus Münster, der mir erzählt das da noch so 15
weitere Leute aus Münster da sind. Allerdings wollen die wohl alle nach Ministry abhauen. Schade. Wäre
bestimmt spassig gewesen ala Paderborner-Münsteraner-Freundschaft gemeinsam was zu untenehmen.
So. Nachmittag: Ministry. Der Lärm ist unglaublich. Ich sehe mich genötigt im 50m Entfernung von der Bühne
den Gehörschutz einzusetzen. Später denke ich mir: "Wenn sie schon die Affen im Zoo zeigen sollte ich mir das
mal aus der Nähe ansehen.". Vorne angekommen, bemerke ich dass einige Freunde dort eine Headbangersession
veranstalten und das teilweise ohne Gehörschutz. Ich lasse mich anstecken. Die Zeiten wo ich lange Haare hatte
sind jedoch schon längst vorbei. Die ungewohnten Tanzbewegungen und der Restalkohol bedingen einige
Gleichgeweichtsunsichereiten. Aber es macht Spass. Meine Freundin ist vom bummeln wegen der unerträglichen
Lautstärke erst gar nicht zurückgekommen. Als wir dann wieder bei den anderen sind kommt uns ein Festivalgast
aus der Moshpit mit den Worten "Meine Haare sind weg." entgegen. Wir liegen vor lachen auf dem Boden. Höre mir den
spasseshalber aufgenommenen, illegalen Handymitschnitt an. Es klingt wie das interstellare Hintergrundrauschen.
So. Abend: Ich will unbedingt ASP sehen. Leider will keiner der anderen mit, aber der Mensch hat eine echt gute
Show geliefert. Schon abgezappelt.
So. Nacht: Wir sind bei den Zelten und geniessen es unsere Beine mal wieder lang machen zu können. Ein paar
Himberbiere, Schwarzer Abt und was sonst übrig geblieben ist wird aufgetischt. Ein Kollege hat seine Akkustikgitarre
mitgebracht. Unter der zarten Klängen von "Nothing Else Matters" geniessen wir die letzten Stunden auf dem
M'Era Luna 2006.
Mo. Morgen: Wir bauen ab und frühstücken wie jedes Jahr im Burger King.
Jetzt: Sitze ich hier und denke voller Sehnsucht "Oh, Augenblick verweile doch, du bist so schön.". Aber vielleicht
soll er soll gar nicht verweilen, denn nach dem Festival ist vor dem Nachsten. Und Vorfreude ist die schönste Freude.